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Vierter UN-Klimabericht kündigt dramatische Klimaänderungen an

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Artikelstatus: Fertig 20:33, 2. Feb. 2007 (CET)
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Die Entwicklung der globalen Durchschnittstemperatur zwischen 1880 und 2005

Paris (Frankreich), 02.02.2007 – Wissenschaftler stellten im Auftrag der Vereinten Nationen die neuesten Daten zum Wandel des Erdklimas in diesem Jahrhundert zusammen. Der Vierte Weltklimabericht kommt zu dem Schluss, dass der Großteil des seit Mitte des 20. Jahrhunderts gemessenen Anstiegs der weltweiten Durchschnittstemperaturen „sehr wahrscheinlich“ auf den verstärkten Ausstoß von durch Menschen verursachte Treibhausgase zurückzuführen sei. Die CO2-Konzentration sei gegenwärtig so hoch wie seit wenigstens 650.000 Jahren nicht mehr. 78 Prozent der Erhöhung entfielen dem an der Erstellung des Berichts beteiligten Alfred-Wegener-Institut zufolge auf die Nutzung fossiler Brennstoffe, der Rest auf veränderte Landnutzung, wozu auch Rodungen gezählt werden. Der Klimawandel ist außerdem nicht länger ein Problem, das uns erst in der fernen Zukunft beschäftigen wird: Unter den letzten zwölf Jahren waren die elf heißesten Jahre seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. „Wahrscheinlich“ waren die letzten Jahre auch die wärmsten seit mindestens 1.300 Jahren.

Die Klimaforscher des UN-Klimarates (IPCC), die ihren Bericht am Freitag in Paris vorlegten, rechnen im Verlauf dieses Jahrhunderts als Folge des weltweiten CO2-Ausstoßes mit einer durchschnittlichen Erderwärmung zwischen 1,8 und 4,0 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts. Und dies sind nur die mittleren Werte. Die Bandbreite der Wahrscheinlichkeiten reicht von einem Anstieg um 1,1 bis hin zu 6,4 Grad Celsius. Die rund 2.500 Forscher rechneten dabei in etwa 400 Computersimulationen mit verschiedensten Szenarien, denen jeweils unterschiedliche Annahmen über die Entwicklung der Weltbevölkerung, des Wirtschaftswachstums und der Entschlossenheit in Sachen Klimaschutz zugrunde gelegt wurden.

Besonders tief liegende Koralleninseln sind vom steigenden Meeresspiegel bedroht

Die Auswirkungen der Zunahme von Treibhausgasen werden im globalen System der Erdatmosphäre in verschiedener Hinsicht spürbar werden: Extreme Wetterereignisse wie Wirbelstürme, Dürren, Starkregen, Hitzewellen und Überschwemmungen werden zunehmen. Das Meereis der Arktis wird weiter zurückgehen und könnte den Nordpol in den Sommermonaten vollkommen eisfrei werden lassen. Die Gletscher der Welt werden weiter zurückgehen, was lokal zu gravierenden Problemen mit der Trinkwasserversorgung führen kann. Der Meeresspiegel wird dem Bericht zufolge um 19 bis 58 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen. Die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels werden nach Ansicht von Wissenschaftlern noch weiter gehen. „Langfristig“ meint hier eine Zeitspanne von bis zu tausend Jahren. Das Grönlandeis wird dann möglicherweise ganz verschwinden und der Meeresspiegel damit um bis zu sieben Meter steigen.

Die Zeiten einer skeptischen Betrachtung des von Wissenschaftlern seit Jahren prognostizierten Klimawandels scheinen vorbei zu sein. Von politischer Seite werden die Warnungen der Wissenschaft über einen bevorstehenden Klimawandel nicht länger in den Wind geschlagen. Vertreter der Europäischen Union sowie der deutschen Bundesregierung kündigen erfolgversprechende Maßnahmen an. So will die deutsche Forschungsministerin Annette Schavan die Entwicklung und Verbreitung klimaschonender Technologien vorantreiben. Dafür sollen in den kommenden drei Jahren 255 Millionen Euro bereit gestellt werden. Ob diese Maßnahmen ausreichend sein werden, ist allerdings zu bezweifeln. Schließlich hatte erst im Herbst vergangenen Jahres der so genannte Stern-Report vorgerechnet, dass ein effektiver Klimaschutz etwa ein Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung verlange. Das sei für sich gesehen zwar viel, doch verglichen mit den möglichen Schäden durch Nichtstun immer noch wenig. Das, so der ehemalige Weltbank-Ökonom Nicholas Stern, könnte uns nämlich zwischen fünf und 20 Prozent des Welt-BIP kosten.

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Quellen