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Trump attackiert, Harris pariert: Eine Analyse des TV-Duells zur US-Wahl

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Veröffentlicht: 23:01, 11. Sep. 2024 (CEST)
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Trump attackiert, Harris pariert: Eine Analyse des TV-Duells zur US-Wahl



Archivbilder

Philadelphia (Pennsylvania), 11.09.2024 – Es dürfte der bisherige Höhepunkt des Wahlkampfs für die US-Präsidentschaftswahl Anfang November gewesen sein: Der republikanische Ex-Amtsinhaber Donald Trump und die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris trafen in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania um 21 Uhr Ortszeit (3 Uhr morgens deutscher Zeit) zu einem TV-Duell beim Nachrichtensender ABC News aufeinander. Der Austragungsort hat historische Bedeutung: Es handelt sich um das National Constitution Center, welches sich in unmittelbarer Nähe des Gründungsortes der USA befindet.

Die Erwartungen an Harris waren klar: sich selbst als fähig, kompetent und sachlich zu beweisen und den verheerenden Auftritt von US-Präsident Joe Biden beim ersten Duell Ende Juni, der dazu führte, dass er sich zurückzog und seine Vizepräsidentin für ihn nachrücken konnte, wieder auszugleichen.

Harris wagt ihre erste Debatte

Was geboten wurde, war eine 90-minütige von Schärfe und Härte geprägte Debatte. Im Vorfeld hatte sich gezeigt, dass für Harris von der Debatte wohl mehr abhängen würde als für Trump. Die neue Kandidatin der Demokraten hatte bislang vor allem von einem Medienhype und einer Welle der Euphorie im demokratischen Lager profitiert, ohne sich außerhalb ihrer Wahlkampfauftritte zu Interviews bereit erklärt, Pressekonferenzen veranstaltet oder ein klares Programm präsentiert zu haben. Stattdessen vermied sie bislang jegliche Gelegenheiten, bei denen sie Fehler machen könnte. Trump und sein Wahlkampfteam hatten dies kritisiert. Lediglich Ende August zeigte sie sich mit ihrem „Running Mate“ und Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz in einem gemeinsamen Interview beim Sender CNN.

Die Regeln: Mikrofone bleiben aus

In die erste TV-Debatte als Kandidatin ging Harris hingegen mutiger: Ihr Wahlkampfteam schlug vor, während der Debatte die Mikrofone beider Kandidaten permanent eingeschaltet zu lassen. In der ersten Debatte von Biden und Trump 2020 hatte dies dazu geführt, dass der Moderator nur schwer den Verlauf der Redebeiträge kontrollieren konnte. Bei den weiteren Duellen und auch bei der Debatte im Juni war dann immer nur das Mikrofon des jeweils Sprechenden eingeschaltet. Beobachter hatten jedoch analysiert, dass dies eher für Trump von Vorteil gewesen sei, der dadurch gefasster wirkte. Für diese Debatte hoffte man also, Trump bei permanent eingeschalteten Mikrofonen bei verbalen Ausfällen zu erwischen. Dieser hatte daraufhin gedroht, seine Teilnahme an dem Duell abzusagen, bis man sich doch wieder auf ein standardmäßiges Ausschalten der Mikrofone geeinigt hatte.

Handshake zu Beginn

Pünktlich um 21 Uhr Ortszeit trafen die beiden Kontrahenten aufeinander – das erste Treffen der beiden überhaupt. Und gleich in den ersten zehn Sekunden sorgte Harris für eine Überraschung: Zielstrebig ging sie auf Trump zu, zögert in der Mitte etwas, geht dann aber weiter. Sie stellte sich mit „Kamala Harris“ vor, und reichte ihm die Hand: „Lassen Sie uns eine gute Debatte führen“. Trump hält seine Begrüßung kurz: „Schön Sie zu sehen, viel Spaß“.

Der Eindruck zählt

Harris weiß, wie man auch die jüngeren Leute über Social Media erreicht, jene, die eine solche Debatte nicht mehr im Fernsehen verfolgen. Spricht Trump, so schaut sie zu ihm, verzieht ihre Miene, lacht. Etwa als Trump behauptete, in West Virginia würden Babys nach ihrer Geburt getötet oder in Ohio gäbe es Immigranten, die Hunde und Katzen von Anwohnern essen. Solche Momente lassen sich perfekt zu kurzen Clips verarbeiten, welche anschließend junge Amerikanerinnen und Amerikaner erreichen.

Trumps Mimik beschränkt sich auf das bereits Bekannte: Kopf leicht nach vorn gebeugt, ernster Blick, Kinn nach vorn und ein paar leichte Grimassen. Sein Blick konzentrierte sich selten auf die Kamera, viel mehr auf das Moderatoren-Duo und nur für ein paar wenige kurze Momente auf seine Kontrahentin. Bereits bald wirkte Trump wütend, verlor den Fokus und steigerte sich in Absurditäten herein.

Harris wich kritischen Themen, etwa dem chaotischen Rückzug aus Afghanistan oder der Abtreibungsfrage, geschickt aus, während Trump sich beim Sturm auf das Kapitol keiner Schuld bewusst ist und mit autoritären Präsidenten liebäugelt.

Die beiden wirkten wie in einem Gerichtssaal: Donald Trump als Angeklagter, der sich zu verteidigen versucht, und Kamala Harris als Strafverfolgerin.


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Quellen

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