„Circular City“ in Heidelberg: Gebäude als Rohstoffquellen
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„Circular City“ in Heidelberg: Gebäude als Rohstoffquellen
Heidelberg setzt auf Kreislaufwirtschaft in der Stadtentwicklung
Heidelberg (Baden-Württemberg), 28.11.2024 – Die Stadt Heidelberg geht mit ihrem Projekt „Circular City" neue Wege in der nachhaltigen Stadtentwicklung. Das Vorhaben zielt darauf ab, Gebäude als werthaltige „Rohstofflager“ zu betrachten und Baumaterialien effizient wiederzuverwenden. Damit setzt Heidelberg als erste Stadt Europas konsequent auf das Prinzip des Urban Mining.[1][2] Im Zentrum des Projekts steht die Erstellung eines digitalen Materialkatasters für alle Gebäude in Heidelberg. Dieses Kataster soll detaillierte Informationen über die verwendeten Materialien bereitstellen und somit die Planung von Abriss- und Neubauprojekten optimieren.[1][3] Mithilfe einer speziellen Software, dem „Urban Mining Screener“, wird die materielle Zusammensetzung der Gebäude anhand verschiedener Parameter wie Bauort, Baujahr und Gebäudevolumen abgeschätzt.[1]
Das ehemalige US-Militärgelände Patrick-Henry-Village (PHV) dient als Pilotprojekt für die großflächige Umsetzung des Konzepts. Hier sollen rund 5.000 neue Wohnungen entstehen, wobei das Baumaterial der nicht sanierungswürdigen Gebäuden vor Ort gesichtet, sortiert und möglichst für Neubauten vor Ort wiederverwendet werden soll.[3][4] Statistisch erfasst wurden zunächst alle 325 Bestandsgebäude im PHV, die laut der Analysesoftware 465.000 Tonnen Material repräsentieren, wovon 50 % auf Beton, 20 % auf Mauersteine und 5 % auf Metalle entfallen. Gut die Hälfte dieser Gebäude sollen saniert werden, der Rest wird abgerissen und neu errichtet.[5][6]
Heidelbergs Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck betont die Bedeutung des Projekts für das Ziel der Stadt, bis 2040 klimaneutral zu werden.[7] Er strebt an, bis zu 90 % der Altmaterialien weiterzuverwenden.[8][9] Neben der Reduzierung von Bauabfällen und Entsorgungskosten soll durch die lokale Materialnutzung auch das Verkehrsaufkommen minimiert werden.[3]
Die Einführung einer Kreislaufwirtschaft im Bausektor stellt jedoch auch Herausforderungen dar. Insbesondere die Trennbarkeit und Transparenz der verwendeten Materialien sowie die oft höheren Kosten für Rezyklate im Vergleich zu neuen Rohstoffen stellen wirtschaftliche Hürden dar.[2] Mit dem „Circular City"-Projekt positioniert sich Heidelberg als Vorreiter für kreislauffähige Städte und könnte als Modell für andere Kommunen dienen.[10] Die Herangehensweise verspricht nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch neue wirtschaftliche Chancen durch regionale Wertschöpfung und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle im Bereich des Baustoffrecyclings.[1]
Quellen
[Bearbeiten]- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Kreislaufwirtschaft in der Stadtentwicklung, Baunetz Wissen, abgerufen am 26. November 2024
- ↑ 2,0 2,1 Wie Städte zur riesigen Rohstoffquelle werden, Handelsblatt 6. Mai 2024
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Kreislaufwirtschaft im Bauen, (PDF) Stadt Heidelberg, 6. Februar 2024
- ↑ Patrick-Henry-Village: Stadt Heidelberg kann bald Grundstücke von der BImA kaufen, Stadt Heidelberg, 22. Januar 2024
- ↑ Wie die Kreislaufwirtschaft am Bau vorankommen kann, Staatsanzeiger, 15. August 2024
- ↑ Heidelberg präsentierte Großprojekte auf Immobilienmesse Expo Real in München, Stadt Heidelberg, 14. Oktober 2024
- ↑ Heidelberg soll bis 2040 klimaneutral werden, Stadt Heidelberg, 21. Juli 2022
- ↑ Heidelberger Pilotprojekt „Circular City“ auf PHV – Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck im Interview im Deutschlandfunk, Metropolregion Rhein-Neckar News, 21. Dezember 2023
- ↑ Heidelberg baut aus alten Häusern neue, CIO, 15. April 2024
- ↑ Kreislauffähige Pionierkommune Heidelberg, german-architects.com, 28. Juni 2022