Ludwigshafen: Gedenken zum Jahrestag der Brandkatastrophe

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Veröffentlicht: 21:58, 4. Feb. 2009 (CET)
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Der Brandort kurz vor dem Eintreffen des türkischen Ministerpräsidenten

Ludwigshafen am Rhein (Deutschland), 04.02.2009 – Ein Jahr nach dem verheerenden Großbrand in Ludwigshafen, bei dem neun Menschen, vor allem Kinder, den Tod fanden, findet heute in Ludwigshafen eine Gedenkfeier statt. Zur Gedenkfeier im Kulturzentrum dasHaus haben sich unter anderem die Oberbürgermeisterin Eva Lohse, die Bundesintegrationsbeauftragte Maria Böhmer, der Innenminister von Rheinland-Pfalz Karl Peter Bruch und der türkische Botschafter Ali Ahmet Acet angekündigt. Im Anschluss an die Gedenkfeier wurde ein kommunaler Integrationsgipfel abgehalten, bei welchem gemeinsame Ziele und Fundamente der Integrationspolitik in Ludwigshafen diskutiert und eine Städteparterschaft mit der türkischen Stadt Gaziantep eingegangen wurde.

Hintergrund

Am 3. Februar 2008 ist am Nachmittag im Keller eines Wohnhauses in Ludwigshafen ein Schwelbrand ausgebrochen, das sich rasend schnell im gesamten Gebäude ausbreitete. Um 16:22 Uhr sind dann bei der Notrufzentrale der Feuerwehr zahlreiche Brandmeldungen eingegangen, woraufhin der Löschzug alarmiert wurde. Nur zwei Minuten nach der Alarmierung trafen erste Löschmannschaften an der Unglücksstelle ein. Vor Ort waren bereits Polizisten, die wegen des ludwigshafener Fastnachtumzugs in der benachbarten Schulturnhalle eine Anlaufstelle eingerichtet hatten, dabei Menschen aus dem Haus zu schaffen, in welchem sich anlässlich einer Geburtstagsfeier zahlreiche Menschen, vor allem auch Kinder, aufhielten. Es spielten sich dramatische Szenen ab. Fünf Minuten nach Eingang der ersten Notrufe traf der Löschzug der Berufsfeuerwehr an der Einsatzstelle ein und nahm sofort über Drehleitern die Rettung von 47 Menschen aus dem Gebäude auf. Im Laufe der Nacht starb eine Frau, die sich beim Versuch sich durch einen Sprung aus dem Gebäude zu retten schwere Verletzungen zugezogen hat, außerdem wurden sechs weitere Leichen gefunden, nachdem bereits um 18:30 Uhr zwei Leichen gefunden waren. Insgesamt kamen vier Frauen und fünf Kinder ums Leben; 60 Menschen wurden verletzt. Infolge des Brandes kamen viele Gerüchte über einen möglichen rechtsradikalen Hintergrund auf, die erst durch Intervention des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan beendet werden konnten.

Polizei und Staatsanwaltschaft gelang es nicht, die Brandursache letztendlich aufzuklären und stellten ihre Ermittlungen am 23. Juli 2008 ein. Zwar konnte ein sowohl ein Brandanschlag als auch ein technischer Defekt ausgeschlossen werden, jedoch gilt seit dem ein nicht näher bestimmbares fahrlässiges Verhalten als mögliche Brandursache.


Statement der Opfer nach einem Jahr

Kamil Kaplan, der bei der Brandtragödie einen Großteil seiner Familie verloren hat, berichtet, dass er nunmehr ein möglichst normales Leben führen möchte, dass sich jedoch viele seiner Freunde zurückgezogen hätten und er in der Öffentlichkeit immer noch erkannt würde. Kamils Bruder versuchte sich ebenfalls durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten, wobei er sich Verletzungen zuzog, die eine Querschnittslähmung bedingen, weshalb die Kaplans nun in einer behindertengerechten Wohnung leben. Aktuell versucht er gerade wieder mithilfe spezieller Schienen laufen zu lernen.


Nachwirkungen

Infolge des Brandes kamen Spenden in Höhe von rund 270.000 Euro für die zwei betroffenen Großfamilien zusammen. Die Hälfte davon wurde ihnen ausgezahlt, während die andere Hälfte zweckgebunden, durch einen inzwischen bestellten Spendenbeirat überwacht, verwendet werden soll. Wegen Problemen des Eigentümers des Brandhauses mit seiner Versicherung sei das Brandhaus noch immer nicht abgerissen worden.


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Quellen