Grüner Endspurt in Hamburg – Kommt Schwarz-Grün?
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Hamburg (Deutschland), 16.02.2008 – Noch etwas mehr als eine Woche, dann ist Wahl in Hamburg, für einige Monate die letzte Landtagswahl in Deutschland, auch wenn schon Anfang März die Kommunalwahlen in Bayern anstehen. Für die Grünen unter Spitzenkandidatin Christa Goetsch sind es hektische Tage, ein Endspurt mit bundesweiter Grünen-Prominenz. Am Freitag, den 15.02.2008, kam Claudia Roth erneut nach Hamburg, für einen Stadtrundgang durch Billstedt, Gespräche mit Migranten und eine Clubbing-Tour, am Sonntag darauf die Fraktionsvorsitzene Renate Künast zur Matinee. Was an Stimmen und Wählern mobilisiert werden kann, wird in diesem Endspurt zur Wahl aktiviert, denn wie auch immer die Wahl ausgeht, für die Grünen wird es darauf ankommen, wie groß die eigene Prozentzahl ist, um ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Farbenspiele
Nach den Landtagswahlen in Hessen, nach denen bisher nur die stellvertretende Ministerpräsidentin Wolff zurückgetreten ist, wird sich der Blick am und nach dem 24. Februar besonders auf Hamburg richten, denn alle Umfragen deuten darauf hin, dass hier Schwarz-Grün eine mögliche Koalition sein könnte, wenn auch mit nur knapper Mehrheit. Während der Regierende Bürgermeister Ole von Beust das keineswegs ausschließen möchte, will Christa Goetsch davon vorerst nichts wissen. „Unser Ziel ist Rot-Grün, das ist unsere Wunschkoalition, darauf arbeiten wir hin.“ Gespräche mit allen demokratischen Parteien aber sind natürlich etwas, wofür auch die Grünen offen sind – und das könnte doch auf Schwarz-Grün hinauslaufen.
Wahlkampf vor Ort
Am Freitag, 15. Februar, wies der Wahlkampfkalender am Vormittag nur einen Termin aus, auch wenn Spitzenkandidatin Goetsch selbst mehrere Termine wahrnahm: Grüner Wahlkampfstand auf dem Nienstedtener Markt. Für Wikinews ein Anlass, sich die gewünschten Wähler einmal selbst anzusehen. Wer von der S-Bahn zum Nienstedtener Markt geht, kommt zwischen Villen und gepflegten Einfamilienhäusern durch eine eher wohlhabende Gegend. Am Markt selbst viele Stände, fast alle mit Bio-Ware, zertifizierter Käse, Bio-Brot oder Gemüse aus ökologischem Landbau. Die grünen Gedanken im Bereich gesunde Ernährung aus ökologischer Landwirtschaft scheinen hier angekommen zu sein. Ein Plakat wirbt für eine Veranstaltung über den Energiepass für das Eigenheim mit einer grünen Kandidatin. Der Wahlkampfstand selbst erregt kein besonderes Aufsehen, es ist kein Kampf, keine sehr kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten. Was aber bewegt die Menschen hier? Darüber geben vielleicht am besten die vielen kleinen Zettel und Anzeigen im Fenster der Bäckerei am Markt Auskunft: Nachhilfe, Tagesmutter oder Babysitter gesucht, musikalische Früherziehung in verschiedenen Gruppen im Angebot, Deutsch für Ausländer, noch mehr Nachhilfe... Bildung und Erziehung also sind es, die hier bewegen, Themen und Wähler, bei denen die Schulpolitikerin und -Praktikerin Goetsch sicher eine große Schnittmenge hat.
Ganz anders der Nachmittag, der im Hamburger Osten stattfindet, im Ortsteil Billstedt, mit einem hohen Migrantenanteil und einem zugleich niedrigen Bildungsniveau. Bei einem Stadtrundgang von Christa Goetsch mit der Parteivorsitzenden der Grünen, Claudia Roth, und Michael Osterburg, dem Wahlkreiskandidaten für Billstedt, Wilhelmsburg und Finkenwerder. Hier wurden soziale Anlaufstellen besucht, das Ortsamt etwa, die KulturFabrik, die mit der HipHop Academy einen wertvollen Beitrag zu Integration, Selbstachtung und gegenseitigem Respekt der Jugend im Osten leistet. Bei der Vorführung der Künste der Rapper, Breakdancer oder Beatboxer ging Claudia Roth schwungvoll mit, lud einen HipHop-Texter gleich ein zum nächsten Grünen Kulturfest. Bei den akrobatischen Vorführungen eines Breakdancers, der 68 Sprünge auf einem Arm vollführte, gab auch Christa Goetsch ihre Zurückhaltung auf und applaudierte eifrig. Beide betonten anschließend das hohe Niveau des Gezeigten und der hier geleisteten Arbeit, Goetsch wies darauf hin, dass Stadtteilkultur ein zentrales Element der regionalen Integration für die Grünen sei und in der Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Auch der Regisseur Fatih Akin etwa habe in einem Stadtteil-Kulturzentrum Hamburgs, dem Motte, begonnen. Den gegenseitige Respekt, der HipHoppern so wichtig ist und hier auch besungen wurde, den zeigten die Musikaktivisten und die Grünen im Endspurt sich hier gegenseitig. Und am Schluss gab es noch Faltblätter für alle.
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