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Erste Konsequenzen nach dem Todesfall „Kevin“ in Bremen

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Artikelstatus: Fertig 20:31, 13. Okt. 2006 (CEST)
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Bremen / Berlin (Deutschland), 13.10.2006 – Im Todesfall des kleinen Kevin aus Bremen wurden nun erste Konsequenzen gezogen. Der Jugendamtsleiter der Stadt Bremen wurde vorläufig suspendiert. Er hatte gegen sich selbst ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Weitere disziplinarrechtliche Ermittlungen wurden gegen den zuständigen Sachbearbeiter der Sozialbehörde sowie gegen den Amtsvormund Kevins aufgenommen. Gegen die Bremer Sozialbehörde ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen „Verletzung der Fürsorgepflicht“. Sollten sich die Verdachtsmomente gegen die Behördenmitarbeiter bestätigen, könnte sie das Gericht zu Geldstrafen oder bis zu drei Jahren Haft verurteilen.

Auf bundespolitischer Ebene kündigte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen im ZDF an, in fünf norddeutschen Städten werde ab dem kommenden Monat ein Frühwarnsystem zum Schutz vernachlässigter und misshandelter Kinder eingerichtet. Als Standorte für das neue Informationsnetz wurden in einer ersten Ausbaustufe die niedersächsischen Städte Braunschweig, Celle, Göttingen, Hannover und Wolfsburg ausgewählt. Weitere Städte und Bundesländer sollen später folgen.

Das im Aufbau befindliche Frühwarnsystem soll verhindern, dass Kinder in gefährdeten Familien „nicht in einem Vakuum“ zwischen zuständigen Behörden verloren gehen. Die Eltern des in Bremen so tragisch ums Leben gekommenen Kevin seien von Anfang an allein gelassen worden. Kinder in ähnlichen Problemlagen müssten vom Tage ihrer Geburt an unter Beobachtung stehen. Dazu seien bereits während der Schwangerschaft Hebammen und Kinderärzte einzubeziehen. Im Fall Kevin habe das Zusammenspiel der staatlichen Hilfen sträflich versagt, sagte die Ministerin. Das Ministerium will für den Aufbau des neuen Informations- und Koordinationsnetzes zehn Millionen Euro bereitstellen. Dabei gehe es nicht um den Aufbau neuer Verwaltungsstrukturen (von der Leyen: „Wir haben die staatlichen Stellen, wir haben die Jugendhilfe, wir haben das Gesundheitswesen, wir haben die Sozialarbeiter.“), sondern lediglich um die Verbesserung der Kommunikation zwischen den bestehenden Institutionen.

Die Todesursache des gestorbenen Jungen ist nach wie vor unklar. Der Obduktionsbefund liegt noch nicht vor. Der zweieinhalbjährige Junge war am Dienstag von Polizeibeamten in der Wohnung des drogenkranken Vaters im Bremer Stadtteil Gröpelingen tot entdeckt worden.

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Quellen