Simbabwe steht vor einer Cholera-Katastrophe

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Veröffentlicht: 11:55, 6. Dez. 2008 (CET)
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Harare (Simbabwe), 06.12.2008 – 300.000 Menschen sind in Simbabwe akut von Cholera bedroht. Wie die Hilfsorganisation Oxfam gestern in London mitteilte, seien diese Menschen wegen der Lebensmittelknapheit so stark geschwächt, dass die tödliche Infektionskrankheit für sie eine reale Gefahr geworden sei. Nach Angaben des Büros für Nothilfekoordination der Vereinten Nationen (OCHA) sind seit August bereits 575 Menschen an der Seuche gestorben. Der jüngste Cholera-Bericht des UN-Nothilfekoordinators weist für das heutige Datum insgesamt 13.960 Cholera-Verdachtsfälle aus. Die meisten davon in der Hauptstadt Harare (7.563). Die Ausbreitung der Seuche betrifft in Simbabwe neben der Region um die Hauptstadt vor allem den Süden und Osten des Landes. Das Auswärtige Amt Deutschlands rät angesichts der politischen Krise und der Choleragefahr „von nicht dringend erforderlichen Reisen“ nach Simbabwe ab.

Besonders schwierig gestaltet sich offenbar die Situation in der Hauptstadt Harare, in der die Trinkwasserversorgung nicht mehr gewährleistet ist. Zwei Tage war die Stadt kürzlich ohne Wasser. Die Menschen nutzen Swimmingpools, Naturwasserflächen und Flüsse als Reservoir. Damit steigt die Gefahr weiterer Cholera-Infektionen.

Am Donnerstag hat die Regierung Simbabwes den nationalen Notstand ausgerufen und um internationale Unterstützung gebeten. Der amtierende Gesundheitsminister David Parirenyatwa musste eingestehen, dass die Krankenhäuser Simbabwes mit der Situation überfordert seien. Damit können jetzt internationale Hilfsmaßnahmen angestoßen werden. Der Minister bat vor allem um Geld, Medikamente, medizinische Geräte sowie Lebensmittel für die Patienten und Kinder. Bis kommenden Montag benötige das Land mindestens 3,9 Millionen US-Dollar, um Medikamente kaufen zu können. Eine Zusage über eine finanzielle Hilfe in Höhe von neun Millionen Euro liegt inzwischen von der Europäischen Union vor. Das Bundesentwicklungsministerium der Bundesrepublik Deutschland gab heute bekannt, es werde eine weitere Nothilfe für Nahrungsmittel in Höhe von 250.000 Euro leisten. Insgesamt erhöht sich die Hilfe von diesem Ministerium in diesem Jahr für Simbabwe auf 3,2 Millionen Euro. In Simbabwe sind inzwischen 4,9 Millionen Menschen auf internationale Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

Unterdessen spitzt sich in Simbabwe auch die politische Krise weiter zu. Seit drei Monaten konnten in den Verhandlungen zwischen dem Mugabe-Regime und der politischen Opposition unter Führung von Morgan Tsvangirai über eine Teilung der Macht keine Fortschritte erzielt werden. Die US-amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice forderte den Präsidenten Simbabwes, Robert Mugabe, heute zum Rücktritt auf, weil die Verhandlungen offensichtlich nur zum Schein geführt würden.

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Quellen