Raumfahrt und das Militär: China versus USA: Starwars reloaded?
Veröffentlicht: 14:47, 24. Apr. 2010 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Washington D.C. (Vereinigte Staaten) / Peking (China), 24.04.2010 – Lange Zeit hat die „Militarisierung des Weltraums“ in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Hatten doch die Vereinigten Staaten ihr so genanntes SDI-Programm, das im Jahr 1983 durch den US-Präsidenten Ronald Reagan verkündet wurde, schnell wieder eingestellt. Ursprünglich sollten unter anderem mit Anti-Raketen-Raketen und atombetriebenen Röntgenlasern eine Art Schutzschild im Erdorbit gegen einen Atomschlag errichtet werden. Es drohte ein beispielloser Rüstungswettlauf im All. Doch der Stand der technischen Entwicklung ließ damals ein effektives System nicht zu. Laserkanonen, die im Kinofilm „Star Wars“ wunderbar funktionierten, erwiesen sich als nicht realisierbar.
Am 23. April 2010 trat das Thema wieder unvermittelt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Unter Federführung der US-Luftwaffe hob um 1.57 Uhr MESZ eine Rakete vom Typ „Atlas V-501“, vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab und an deren Spitze sich ein neuer unbemannter Raumgleiter befand. Das „Spaceplane“, was übersetzt „Weltraumflugzeug“ heißt, sieht aus wie eine Miniaturausgabe des Spaceshuttle. Und das ist kein Zufall, sagte doch Gary Payton von der US Air Force gegenüber dem Internetdienst spaceflightnow: „Grundsätzlich ist dies eine aktualisierte Version des Space Shuttle“ Das Fluggerät kann aber wesentlich länger als die US-Raumfähren im Weltraum bleiben. Landen wird das Spaceplane auf einer Piste in der Vandenberg Air Force Base, Kalifornien. Wann das jedoch der Fall ist, wurde von den Militärs noch nicht bekanntgegeben. Klar ist auch, dass es sich bei diesem Premierenflug um einen Testflug handelt.
Die Entwicklung des Fluggerätes, das von Boeing gebaut wurde und offiziell die Bezeichnung „X-37B“ trägt, begann bereits Ende der 1990er-Jahre. Die Air Force übernahm dann im Jahr 2006 das Entwicklungsprogramm. Zwar geben die Offiziellen Auskunft über das Fluggerät als solches, welche Nutzlast es jedoch ins All befördert, bleibt streng geheim. Fest steht auch noch, dass 2011 ein weiterer Testflug stattfinden wird.
Doch warum streben die Vereinigten Staaten nach so einem System? Der so genannte Kalte Krieg, so wurde der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion bezeichnet, ist seit längerem vorbei. Motive mag es aus Sicht der US-Militärs viele geben, eines jedoch ist für Raumfahrtexperten offensichtlich: die aufstrebende Weltraumnation China. Auslöser war unter anderem ein Ereignis aus dem Jahr 2007. Am 12. Januar hatte das Land einen Satelliten in der Erdumlaufbahn auf 850 Kilometer Höhe mit einer Mittelstreckenrakete abgeschossen. Auch eine Einschätzung chinesischer Experten aus dem Jahr 2008 zeigt, dass man tatsächlich vor einem Rüstungswettlauf im All stehen könnte. „Strategische Konfrontationen im Weltall können nur schwer vermieden werden“, hieß es in einem Buch der beiden chinesischen Militärexperten Wu Tianfu und Xu Nengwu.
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Quellen
- zeit.de: „Luftwaffen-Raumfähre zu Testflug gestartet“ (23.04.2010)
- spaceflightnow.com: „Atlas rocket delivers Air Force spaceplane to orbit“ (23.04.2010)
- kalenderblatt.de: „27.3.1986: Krieg der Sterne: Deutschland und SDI“ (ohne Datumsangabe)
- tagesschau.de: „USA zeigen sich besorgt - China schießt Satelliten ab“ (19.01.2007)
- focus.de: „Militärexperten warnen vor Rüstungswettlauf im Weltall und machen USA verantwortlich“ (02.06.2008)