Plagiatsvorwürfe an Bundesminister zu Guttenberg

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Veröffentlicht: 23:59, 16. Feb. 2011 (CET)
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Bayreuth (Deutschland), 16.02.2011 – Der Bremer Rechtsprofessor Andreas Fischer-Lescano wirft Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg vor, wesentliche Teile seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU“ abgeschrieben zu haben. Dies geht aus einer vorab veröffentlichten Rezension hervor, die Fischer-Lescano für die Zeitschrift „Kritische Justiz“ verfasst hat. Der Rechtsprofessor habe in der 475 Druckseiten umfassenden Arbeit demnach „Textübereinstimmungen mit fremden Werken ohne die nötigen Zitatnachweise“ festgestellt. Teile des Textes sollen zu nahe an die Gedanken anderer Autoren angelehnt sein. Außerdem habe zu Guttenberg zitierten Autoren eher unwesentliche Punkte korrekt zugeschrieben und deren wesentliche Aussagen nicht ausreichend als Übernahme gekennzeichnet in seinen Text einfließen lassen.

Fischer-Lescano stellt in seiner Rezension an die Prüfungskommission indirekt die Aufforderung, dem Bundesverteidigungsminister den Doktortitel wieder abzuerkennen.

Der CSU-Politiker erklärte zunächst, er wolle die Untersuchung durch die Universität Bayreuth „mit großer Gelassenheit“ abwarten und bezeichnete die Vorwürfe als „abstrus“.

Reagiert hat unterdessen auch die Neue Zürcher Zeitung, von der zu Guttenberg den 2003 erschienenen Artikel „Gott hat keinen Platz in der europäischen Verfassung“ wortwörtlich übernommen haben soll, ohne ihn als Zitat zu kennzeichnen. Zwar werde man keine rechtlichen Schritte einleiten, doch eine Entschuldigung erwarte man schon, teilte der Chefredakteur der Zeitung mit. Die Autorin des Artikels, Klara Obermüller, bezeichnete das Kopieren des Artikels durch zu Guttenberg als „nicht sehr ehrenhaft und eigentlich auch nicht sehr klug“, da Plagiate stets irgendwann entdeckt würden. Deswegen sollte man stets Anführungszeichen setzen, „vorne eins, hinten eins, die Quelle angeben und schon ist man schön raus und hat den Gedanken trotzdem drin.“

Heftige Kritik an Fischer-Lescanos Rezension übte derweil CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich. „Dieser Angriff aus der linken Szene ist nichts weiter als eine politische Sauerei.“ Friedrich wies darauf hin, dass der „Enthüllungsprofessor“ links von der SPD stehe. Diese Kritik wurde von dem Frankfurter Juristen Felix Hanschmann zurückgewiesen.

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Quellen