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Dioxinskandal: Vertrauen in die Kontrollmechanismen erschüttert

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Veröffentlicht: 12:09, 8. Jan. 2011 (CET)
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Kennzeichnung von Hühnereiern (roter Aufdruck), hier ein Bio-Ei mit der leitenden Null

Berlin / Uetersen / Kiel (Deutschland), [[Kategorie:{{{9}}}]]{{{9}}} – Verbraucher in Deutschland reagieren verunsichert auf die jüngsten Nachrichten über dioxinverseuchte Lebensmittel. Supermärkte verzeichnen einen starken Rückgang im Verkauf von Eiern aus konventioneller Landwirtschaft. Bio-Eier dagegen verzeichnen eine wachsende Nachfrage, da sie bislang als unbelastet gelten.

Bundesweit sind nach Angaben des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure (BVLK) 2.500 Überwacher für 1,1 Millionen Betriebe zuständig. Nach Meinung von Verbandschef Müller fehlen bundesweit rund 1.500 Kontrolleure, um den „notwendigen Überwachungsdruck auf die Branche“ zu erzielen. Krisenexperten bezeichneten das Vertrauen der Verbraucher in die gegenwärtigen Kontrollmechanismen als „erschüttert“.

Heute wurde bekannt, dass die Firma Harles & Jentzsch in Uetersen (Kreis Pinneberg), die als Verursacher des gegenwärtigen Dioxinskandals gilt, die verseuchten Futtermittel schon über einen längeren Zeitraum als bisher angenommen verkauft hat. Schon am 19. März 2010 hatte ein von der Firma beauftragtes privates Labor Futtermittelproben von Harles & Jentsch untersucht. Dabei war eine Überschreitung der Grenzwerte für Dioxin festgestellt worden. Die zuständigen Behörden waren von der Firma jedoch nicht darüber informiert worden. Erst am 27. Dezember hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein von dem Dioxinproblem bei Harles & Jentsch erfahren. Am 4. Januar stellte das Ministerium Strafanzeige gegen die Firma. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe ermittelt. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU): „Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass das verantwortliche Unternehmen bereits seit Monaten von der Dioxin-Belastung wusste und trotzdem nicht die zuständigen Landesbehörden informiert hat, ist das hochgradig kriminell und völlig unverantwortlich.“ Außerdem wurde bekannt, dass seitens Harles & Jentsch eine Partnerspedition, die Firma Lübbe in Bösel [1], benutzt wurde, um sich gezielt der staatlichen Kontrolle der verkauften Futtermittel zu entziehen. In Schleswig-Holstein seien nach Ministeriumsangaben 61 Landwirte mit dioxin-verseuchten Futtermitteln beliefert worden, teilte das Ministerium weiter mit.

Bei der Firma Lübbe in Bösel wurden im Auftrag von Harles & Jentsch Fette unterschiedlicher Zusammensetzung, darunter technische Fette, pflanzliche Fette und tierische Fette in Tanks gelagert und dann nach Bedarf gemischt. Die kontaminierten Fette der Firma Lübbe seien dann an sieben Mischfutterhersteller in Niedersachsen sowie an je einen Hersteller in Sachsen-Anhalt und Hamburg geliefert worden, erklärte das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung zusammenfassend. Als Grund für die Kontamination mit Dioxin gab die Firma Lübbe „menschliches Versehen“ an. Aus einem Tank sei ein technisches Fett mit Futtermittelfett vermischt worden. Eine Probe dieses Fettes war hoch belastet. Die Untersuchung ergab 123 Nanogramm Dioxin pro Kilogramm Fett.

Das Landwirtschaftsministerium von Schleswig-Holstein gab heute weitere Ergebnisse bisher untersuchter Rückstellproben der Firma vom März bekannt. Die Dioxingehalte der 18 analysierten Proben lagen zwischen 0,66 und 58,17 Nanogramm. Der zulässige Höchstwert von 0,75 Nanogramm wurde in neun Fällen überschritten. Nach Einschätzung des Ministeriums sind die bisher ermittelten 18 Proben wegen der Überschreitung der Höchstwerte für die Futtermittelherstellung nicht geeignet.

Am gestrigen Donnerstag wurden außerdem Untersuchungsergebnisse aktueller Proben mitgeteilt. Diese enthielten bis zu 10,05 Nanogramm Dioxin und damit mehr als das Zehnfache des zulässigen Höchstwertes von 0,75 Nanogramm.

Bundesweit sind rund 4.700 betroffene Betriebe wegen der Belieferung mit belasteten Futtermitteln gesperrt. 95 Prozent davon liegen in Niedersachsen. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) gab heute Erzeuger-Kennzeichnungen von Hühnereiern bekannt, bei denen eine Überschreitung der zulässigen Dioxin-Höchstwerte festgestellt wurde. Diese Nummern sind auf die Eier meist in roter Farbe direkt aufgedruckt. Es handelt sich um die Nummern 2-DE-0355461, 3-DE-0312141, 2-DE-0312142, 2-DE-0312151 und 2-DE-0350384.[2].

Nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums wurden von der Firma Lübbe insgesamt 2.482 Tonnen Futtermischfette hergestellt, die an 20 verschiedene niedersächsische Futtermittelunternehmer geliefert wurden. Das Ministerium geht weiterhin davon aus, dass diese Fette in Mengen zwischen zwei und 10 Prozent mit anderen Futtermitteln vermischt wurden, so dass sich ihr Dioxingehalt entsprechend gegenüber dem kontaminierten Ausgangsfett verringerte. Das Ministerium hat außerdem errechnet, dass in Niedersachsen eine mit Dioxin belastete Futtermittelmenge von 25.000 bis 125.000 Tonnen an Tiere verfüttert worden ist.

Die Slowakei und Südkorea haben inzwischen ein Importverbot für Eier und Geflügelfleisch aus Deutschland verhängt. In Südkorea erstreckt sich das Einfuhrverbot auch auf deutsches Schweinefleisch. Dioxin-verseuchte Eier waren auch in die Niederlande gelangt. Über den Umweg der Mayonnaiseherstellung waren belastete Lebensmittel von den Niederlanden auch nach Großbritannien gelangt. In weitere Länder wurden nach bisherigem Kenntnisstand keine dioxin-belasteten Produkte aus Deutschland geliefert.

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Quellen

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  1. ml.niedersachsen.de
  2. laves.niedersachsen.de