Kandahar: Taliban befreiten mindestens 475 Häftlinge
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Kandahar (Afghanistan), 25.04.2011 – Unbemerkt trieben die Gefangenenbefreier einen mindestens 320 Meter langen Tunnel voran. Nach Monaten der Arbeit im Untergrund durchbrachen sie den Boden eines Gefängnisses in Kandahar. Gut organisiert flohen inhaftierte Mitglieder der radikalislamischen Taliban in Kleingruppen durch die Röhre. Mindestens 475 Häftlinge entkamen. Laut Jusuf Ahmadi, einem Sprecher der Taliban, waren darunter 106 Führungsfiguren der islamistischen Vereinigung.
Die Taliban brüsten sich mit der Befreiung. Auf Seiten der Regierung Karsais ist man geschockt. Die Tatsachen lassen kein gutes Licht auf den Staatsapparat fallen. Bereits vor drei Jahren kam es zu einer Massenflucht von 900 Häftlingen aus dem Gefängnis Sarpossa. Damals gelang es den Radikalen, ein Gefängnis zu stürmen. Zwei mit Explosivstoffen beladene Lkws fuhren in das Tor und die Mauer und rissen große Löcher hinein.
Laut dem Gouverneur der Provinz Kandahar, Turjalai Wessa, läuft eine Großfahndung. Ein Teil der Häftlinge sei schon wieder eingefangen. Von allen Geflohenen habe man biometrische Daten. Er sprach von laufenden Ermittlungen zum Tunnelbau. Einzelheiten wollte er nicht nennen.
Die Taliban brüsten sich mit der Massenbefreiung und gaben Einzelheiten bekannt. Im Gefängnis habe es nur wenige Eingeweihte gegeben. „Freunde“ hätten vor der Flucht am Sonntag Schlüsselkopien ins Gefängnis geschmuggelt. Zum richtigen Zeitpunkt habe man die Zellen geöffnet und die Leute in kleinen Gruppen von vier bis fünf Mann durch das Bauwerk geschickt. Am Ende seien sie von Helfern empfangen worden, die sie mit Fahrzeugen im Shuttlebetrieb an sichere Orte gebracht hätten.
Gefängnisdirektor Ghulam Dastageer Majar sagte, der Tunnel münde exakt in der Abteilung für politische Gefangene. Der Eingang habe sich in einem Wohnhaus außerhalb der Gefängnismauern befunden. Nach Angaben der Ermittler wurde ein Teil eines Abwasserkanals für den Tunnelbau genutzt.
Laut Taliban soll ein Selbstmordkommando am Gefängnis bereit gestanden haben. Zu Kämpfen sei es nicht gekommen, das Kommando habe nicht eingreifen müssen.
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