Haiti: „Baby Doc“ verhört und zur Staatsanwaltschaft gebracht
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Port-au-Prince (Haiti), 18.01.2011 – Nur zwei Tage nach der von seinen Anhängern gefeierten Rückkehr des ehemaligen Diktators Jean-Claude Duvalier, bekannt unter dem Spitznamen „Baby Doc“, wurde dieser heute von der Polizei im Hotel Karibe verhört und kurz nach Mittag in Polizeibegleitung abgeführt. Ob es sich um eine reguläre Verhaftung handelt, war zunächst unklar.
Wie Behördenvertreter bestätigten, wurde Duvalier eine Stunde vom Generalstaatsanwalt des Landes, Aristidas Auguste und einem Richter befragt. Gegenüber der Presseagentur AFP sagte der Präsident der Anwaltskammer von Port-au-Prince, Gervais Charles, der Ex-Diktator des Inselstaates sei zur Staatsanwaltschaft gebracht worden, „um ihn über die Akte gegen ihn zu unterrichten“. Ein Justizsprecher erklärte, Duvalier werde verhört und müsse sich zur Disposition der haitianischen Justiz halten. Ein anderer Justizsprecher hatte zuvor gesagt: „Er wird festgenommen werden.“
Der 59-jährige Duvalier war am Sonntag nach 25 Jahren im französischen Exil überraschend nach Haiti zurückgekehrt. Menschenrechtsorganisationen hatten nach seiner Ankunft in Haiti gefordert, Duvalier solle wegen der Ermordung und Folterung Tausender Gegner zur Rechenschaft gezogen werden. Als weiterer Vorwurf steht die Unterschlagung von Staatsgeldern im Raum. Duvalier hatte zwischen 1971 und 1986 in Haiti ein diktatorisches Regime geführt. Ein Volksaufstand zwang ihn zur Flucht. Dabei soll er einen dreistelligen Millionenbetrag (laut AFP mehr als 100 Millionen US-Dollar) mit außer Landes genommen haben.