Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg zu erfolgreich für manche?

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Veröffentlicht: 04:10, 20. Mär. 2018 (CET)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Wir sehen zum Beispiel in Konstanz und Tübingen, wo Oberstufen eingerichtet werden, und auch an vielen anderen Orten in Baden-Württemberg sehr erfolgreiche, engagierte und leistungsstarke Gemeinschaftsschulen!“

Stuttgart (Deutschland), 20.03.2018 – Das erfolgreiche Modell der Gemeinschaftsschule als Schule für Alle in Baden-Württemberg führt zu Ängsten nicht der Eltern sondern der Leitung anderer Schulformen, etwa benachbarter Realschulen oder der Berufsschulen. So hat sich etwa die Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands, Karin Broszat, gerade dieser Tage gegen die Konkurrenz aus der Gemeinschaftsschule ausgesprochen und behauptet, die neuen Oberstufen für diese Schulform kämen nur durch „Trickserei“ zustande. Kulturministerin Susanne Eisenmann (CDU) wies diese Behauptung zurück, die bildungspolitische Sprecherin der führenden Regierungsfraktion, Sandra Boser (GRÜNE), erklärte: „Neiddebatten sind völlig fehl am Platz und schaden allen.“

Fünf Jahre nach Einführung der Gemeinschaftsschule als neue Sekundarschule unter der Grün-Roten Landesregierung gibt es flächendeckend über 300 Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg, an denen über 50.000 Schülerinnen und Schüler lernen. „Die Gemeinschaftsschule in Baden Württemberg ist in der Schullandschaft angekommen und hat sich etabliert.“ erklärte Kultusministerin Eisenmann. „Die Landesregierung bekennt sich zur Gemeinschaftsschule und unterstützt diese. Ich traue der Schulart viel zu. Die Gemeinschaftsschulen können mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken.“

Die Gemeinschaftsschule ist verbindliche Ganztagsschule in den Klassen 5 bis 10, bietet an einzelnen Orten gemeinsames Lernen von Klasse 1 bis 10 und kann darüber hinaus entsprechend dem Koalitionsvertrag der Grün-Schwarzen Landesregierung künftig auch nicht nur über den an die zehnte Klasse anschliessenden Wechsel auf ein allgemeinbindendes oder berufliches Gymnasium sondern auch über eine eigene Oberstufe zum Abitur führen. Mit Konstanz und Tübingen sind die ersten Gemeinschaftsschul-Oberstufen bereits genehmigt, andere Städte machen sich, wie die Landeshauptstadt Stuttgart, auf, dem zu folgen. Die Stuttgarter Bildungsbürgermeisterin Isabell Fetzer (FDP) zeigte sich überzeugt, dass auch hier eine Oberstufe kommt. Gegenüber den Stuttgarter Nachrichten erklärte sie: „Wir möchten Perspektiven schaffen für die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschulen – wir stehen hinter diesem Bildungsangebot in dieser Stadt.“

Mehrfach wurden Gemeinschaftsschulen des Landes im letzten Jahr in bundesweiten Wettbewerben ausgezeichnet: Die Waldparkschule in Heidelberg ist für ihre Unterrichtskonzepte mit dem ersten Platz des Deutschen Schulpreises 2017 ausgezeichnet worden. Drei Gemeinschaftsschulen im Land, einmal in Salem und zweimal in Karlsruhe, gewannen den Wettbewerb "Starke Schulen". Das ruft Neider auf den Plan und führt mit der neuen Beantragung weiterer GMS-Oberstufen zu Erklärungen des Berufsschullehrerverbands, die Gemeinschaftsschul-Abgänge könnten doch auch an Berufsschulen zum Abitur geführt werden, oder des die Lehrer der Gymnasien vertretenden Philologen-Verbands, die Gemeinschaftsschule werde keine Gymnasiallehrer für ihre Oberstufe gewinnen können. Auch gegen diese Befürchtungen sprechen die Erfahrungen der Praxis: Die Gemeinschaftsschulen in Friedrichshafen und dem der Realschule von Frau Broszat benachbarten Salem melden bereits jetzt eine ausreichende Versorgung mit Gymnasiallehrkräften.

Der Landtagsabgeordnete und SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sprach deshalb auch von einem „Feldzug gegen die Gemeinschaftsschule zum Beginn der Anmeldewoche für die weiterführenden Schulen“. Dessen ungeachtet aber bleibt die Anziehungskraft der Schulform, auf der gemeinsam aber in differenzierten Niveaus auf alle Schulabschlüsse und in neun Jahren zum Abitur geführt wird, vielerorts ungebrochen. In Urbach bei Schorndorf etwa boomen die Anmeldezahlen seit der Umstellung zur Gemeinschaftsschule, von 466 Schülerinnen und Schülern im Jahr 413 ist die Zahl jetzt auf 533 gestiegen.

Das Fazit von Sandra Boser nach fünf Jahren Gemeinschaftsschule überrascht daher nicht: „Die hohen Anmeldezahlen und die gute Akzeptanz bei Eltern und Schülern zeigen, dass die Qualität an den Gemeinschaftsschulen stimmt. Darauf können wir stolz sein.“



Themenverwandte Artikel[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]