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Günter Grass: Spätes Geständnis erhitzt die Gemüter

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Artikelstatus: Fertig 21:27, 16. Aug. 2006 (CEST)
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Günter Grass

Berlin (Deutschland), 16.08.2006 – Vergangenen Samstag gestand der bekannte deutsche Schriftsteller Günter Grass öffentlich ein, dass er in den letzten Kriegsjahren Mitglied der Waffen-SS gewesen ist. Er selbst sagte, dass er zum Zeitpunkt seines Eintritts die Waffen-SS nicht als schlecht, sondern als Elite-Einheit ansah. Seine Kritiker werfen ihm jedoch vor, erst jetzt über dieses Kapitel seines Lebens gesprochen zu haben. Er war im Alter von 17 Jahren der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ beigetreten, der bis heute keine Kriegsverbrechen nachzuweisen sind.

Besonders pikant ist, dass die Werke von Günter Grass oft vor der Kulisse des deutschen Faschismus spielen. Seine Intention dabei war das „Schreiben gegen das Vergessen“: Immer wieder behandelt er die Thematik der Verdrängung faschistischer Verbrechen.

Die Reaktionen auf dieses Geständnis fallen sehr unterschiedlich aus. Wolfgang Börnsen (CDU) forderte, dass Grass seinen Nobelpreis für Literatur zurückgeben müsse. Die Nobelstiftung selbst schloss bereits eine Aberkennung des Preises aus.

Aus Polen wurden Stimmen laut, er müsse die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Danzig zurückgeben, was jedoch von Danziger Politikern und Künstlern nur mit einem Kopfschütteln quittiert wird. Die Verdienste an der Stadt Danzig, für die er die Ehrenbürgerschaft bekam, seien riesengroß gewesen. Kritiker wie Lech Walesa halten aber entgegen, er hätte sie nie bekommen, wäre seine SS-Vergangenheit bekannt gewesen. Zum verspäteten Geständnis selbst vermutet ein polnischer Schriftsteller, es könne eine PR-Aktion für sein neues Buch sein.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland vermutet eine PR-Aktion und kritisiert den Schriftsteller in scharfen Tönen. Charlotte Knobloch sagte: „Sein langjähriges Schweigen über die eigene SS-Vergangenheit führt nun seine früheren Reden ad absurdum.“

Viele Schriftstellerkollegen sehen das wesentlich entspannter. Der 80-jährige Schriftsteller Ralph Giordano ist der Meinung, dass es viel schlimmer sei, keine Konsequenzen aus seiner Vergangenheit zu ziehen, als sich im Termin einer Enthüllung zu irren: „Für mich verliert er durch diese Öffnung nicht an moralischer Glaubwürdigkeit – in keiner Weise, das möchte ich hier ganz klar und unmissverständlich sagen.“

Quellen