Europäische Union: Neue Lebensmittel-Kennzeichnung beschlossen
Veröffentlicht: 20:54, 7. Dez. 2010 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Brüssel (Belgien), 07.12.2010 – Die Verbraucherschutzminister der Europäischen Union einigten sich heute auf die Einführung einer neuen Lebensmittel-Kennzeichnung, die den Verbrauchern dabei helfen soll, Informationen über den Kaloriengehalt sowie andere Kennwerte von Lebensmitteln entsprechenden Aufdrucken auf der Packung zu entnehmen.
Eines der übergeordneten Ziele ist dabei der Kampf gegen überschüssige Pfunde, die viele Europäer mit sich herumschleppen. Einer Studie zufolge sind mehr als die Hälfte der Europäer inzwischen übergewichtig. Der Anteil fettleibiger Menschen an der Gesamtbevölkerung hat sich Untersuchungen zufolge in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Bereits im Kindesalter ist jedes siebte Kind in der EU übergewichtig. 13,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind fettleibig. Damit liegt Deutschland knapp unter dem EU-Durchschnitt von 15,5 Prozent. Der entsprechende Wert für die Schweiz liegt bei 8,1 Prozent. Damit liegt die Schweiz in der Spitzengruppe, die von Rumänien (mit 7,9 Prozent) angeführt wird. Das untere Ende der Tabelle ziert das Vereinigte Königreich mit 24,5 Prozent fettleibiger Erwachsener. (Alle hier genannten Zahlen stammen aus dem Jahr 2008.)
Künftig müssen auf den Lebensmittelverpackungen die jeweiligen Anteile an Zucker, Fett, Salz oder Eiweiß pro 100 Gramm ausgewiesen werden. Zusätzlich hinweispflichtig ist Koffein: Koffeinhaltige Produkte erhalten in Zukunft einen Warnhinweis für Schwangere oder Kinder.
Zur Vereinfachung der gebotenen Informationen auf den Lebensmittelverpackungen hatten Verbraucherschützer in den letzten Monaten die sogenannte Nährwert-Ampel gefordert. Die Verbraucherschutzminister folgten diesem Vorschlag jedoch nicht.
Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) räumte ein, dass die neuen Regelungen bezüglich der Kennzeichnung von Fleisch hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. So könne man beispielsweise künftig auf Fleischverpackungen lesen, wo das Fleisch verpackt worden sei, nicht jedoch, aus welchem Herkunftsland es stamme. Als „nicht ideal“ bezeichnete Aigner auch die Kennzeichnung so genannter Lebensmittelimitate. Mit Bezeichnungen wie „Käse aus pflanzlichen Ölen“ für Käse-Imitate oder „Formschinken“ für zusammengepresste Fleischteile könnten die meisten Verbraucher nicht viel anfangen.
Wegen jahrelanger Übergangsfristen für die Lebensmittel produzierenden Unternehmen werden noch Jahre vergehen bis die neue Kennzeichnungspflicht im Alltag der Menschen angekommen ist. Erst ab Sommer 2014 werden die meisten Lebensmittelverpackungen mit entsprechenden Informationen bedruckt sein.
Gegenüber der Presseagentur dpa nannte ein Sprecher der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch die von den EU-Verbraucherschutzministern beschlossene neue Lebensmittelkennzeichnung eine „schallende Ohrfeige für die Verbraucher“. Das Ziel, durch transparente Nährwertangaben einen Beitrag zur gesunden Ernährung der Verbraucher zu leisten, sei zugunsten der Lebensmittellobby geopfert worden.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner äußerte sich über die Pläne für eine bessere Lebensmittelkennzeichnung dagegen wohlwollend: „Wir sind immer für Klarheit, Wahrheit und Transparenz.“
In einer Presseerklärung kritisierte die Linksfraktion im Deutschen Bundestag die Vereinbarung. Aigner wird darin eine „industriefreundlichen Haltung“ vorgeworfen. So trage es zur Irreführung der Verbraucher bei, wenn die angegebenen Nährwerte „nach willkürlich festgelegten Portionsgrößen in Prozent am Tagesbedarf angegeben“ würden. Auch die „Durchsetzung einer Schriftgröße von 1,2 Millimetern für Inhaltsangaben auf der Verpackung“ sei nicht verbraucherfreundlich.
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Quellen
- www.bbc.co.uk: „Half of Europeans are overweight, a report shows“ (07.12.2010)
- AFP www.google.com: „EU beschließt neue Regeln für Lebensmittel-Packungen“ (07.12.2010)
- www.pressrelations.de: „Die Linke. im Bundestag: Aigner kennzeichnet sich als Industrie-Lobbyistin“ (07.12.2010)
- dpa via www.eu-info.de: „Foodwatch: EU-Lebensmittelkennzeichnung reicht nicht“ (07.12.2010)