EU-Agrarminister senken die Fangquote für Kabeljau um 18 Prozent

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Veröffentlicht: 22:38, 19. Dez. 2007 (CET)
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Im nächsten Jahr sollen weniger Fische gefangen werden

Brüssel (Belgien), 19.12.2007 – Die EU-Agrarminister einigten sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf neue Fangquoten für die Fischerei in den europäischen Gewässern einschließlich der Nordsee.

Die neue Quote sieht vor, dass gegenüber dem Vorjahr 18 Prozent weniger Kabeljau gefangen werden soll. Damit blieb die Ministerrunde jedoch unter dem Vorschlag der EU-Kommission, die eine Absenkung der Quote um 25 Prozent für Kabeljau vorgesehen hatte. Der Beschluss war gefasst worden, nachdem Wissenschaftler eine leichte Erholung der Bestände festgestellt hatten. Je nach Meeresregion sehen die Fangquoten allerdings sehr unterschiedlich aus, nur im Durchschnitt ergibt sich eine Absenkung. Während die französischen Fischer den Fang von Kabeljau im Atlantik nur um neun Prozent einschränken müssen, ist in der irischen See und vor Westschottland, wo britische und irische Fischer ihre Fanggebiete haben, eine Quotensenkung von 18 Prozent vorgesehen. Deutsche und dänische Fischer dürfen in der Nordsee sogar elf Prozent mehr Fische der bedrohten Art fangen. Die Fangquoten für Heringe wurden dagegen um 41 Prozent auf knapp 19.000 Tonnen gesenkt. Bei der Scholle wurde eine um 15 Prozent niedrigere Höchstfangmenge vereinbart. Für Sardellen im Golf von Biskaya gilt weiterhin ein absolutes Fangverbot.

Der World Wide Fund For Nature (WWF) kritisierte den Beschluss daher als „eine neue Lizenz zum Plündern“. In diesem Zusammenhang weist der WWF darauf hin, dass der Bestand des Nordsee-Kabeljaus seit Beginn der 1970-er Jahre um vier Fünftel zurückgegangen ist. Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation werden die Empfehlungen der Wissenschaft „zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen ignoriert“. Kritisiert wird bei den Zahlenvorgaben aus Brüssel, dass dabei unabsichtliche und illegale Fänge nicht berücksichtigt würden. Die Hälfte des Kabeljaufangs sei auf diese Weise zustande gekommen. Der WWF schätzt daher, dass im kommenden Jahr die tatsächliche Fangmenge „weit über 40.000 Tonnen“ betragen werde. Der WWF appelliert angesichts der Brüsseler Fischereipolitik an den Fischhandel, keine bedrohten Fischarten anzubieten. Ein positives Beispiel bieten nach Ansicht des WWF die Niederlande, wo sich die großen Handelsketten die WWF-Forderungen zu eigen gemacht haben und nur noch Fische anbieten, die nach dem Ökosiegel „Marine Stewardship Council“ (MSC) zertifiziert sind.

Einer Untersuchung von Greenpeace zufolge ist die Situation in Deutschland differenziert zu bewerten. Einige Discounter verzichten inzwischen darauf, gefährdete Fischarten in den Handel zu bringen. Positiv wurde von Greenpeace die Verkaufspolitik der Ketten Norma und Kaufland bewertet, auch Metro, Rewe und Lidl unternehmen Anstrengungen in dieser Richtung. Dr. Iris Menn, Meeresexpertin von Greenpeace, bemängelt jedoch, „dass wir in den Regalen der Supermärkte immer noch Kabeljau, Scholle und Rotbarsch gefunden haben. Diese Fischarten gehören nicht auf den Teller, da ihre Bestände bedroht sind.“

Außerdem beschlossen die EU-Agrarminister ein Verbot der Schleppnetzfischerei in den Korallenriffen westlich von Irland zum Schutz der dort lebenden Tiere. Bundesagrarminister Horst Seehofer regte außerdem an, einen Aktionsplan zum Schutz der in der Nordsee lebenden Haie auszuarbeiten. Die Fangquote für den bedrohten Dornhai wurde um 25 Prozent verringert. Zum Schutz des Thunfisches wurde ein Bewirtschaftungsplan beschlossen, der auf 15 Jahre angelegt ist und die Bestände sichern soll.

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Quellen