Die irakischen Sunniten beenden ihren Boykott der Verfassungskommission

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Bagdad (Irak), 25.07.2005 – Sechs der zwölf Sunniten, die dem Komitee zur Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs angehören, beendeten heute ihren Boykott.

Sie erschienen zu der heutigen Sitzung des Gremiums, das am Montag Morgen hinter verschlossenen Türen tagte. Diese Auskunft erteilte Humam Hammudi, der Sekretär des Komitees. Der sunnitische Vertreter im Gremium Ali al-Mishhadani sagte, die anderen wären nur deshalb heute nicht anwesend, weil sie zu weit von Bagdad entfernt wohnten oder aus anderen dringlichen Gründen. Sie würden später im Laufe des Tages in Bagdad erwartet. Salih al-Mutlaq, ein anderes sunnitisches Delegationsmitglied, sagte, die sunnitische Gruppe würde sich am Dienstag treffen um den vorliegenden ersten Entwurf der Charta durchzusehen.

Die Sunniten erklärten, sie hätten ihre Teilnahme an der Arbeit des Komitees ausgesetzt, um gegen die Ermordung zweier Sunniten zu protestieren, die an der Arbeit des Verfassungskomitees beteiligt gewesen waren. Die beiden sunnitischen Delegationsmitglieder waren bei einem Attentat am letzten Dienstag ums Leben gekommen.

Die Charta muss am 15. August durch das irakische Parlament verabschiedet werden. Die Entscheidung der Sunniten, zur Arbeit am Verfassungsentwurf zurückzukehren, war allgemein erwartet worden. Al-Mutlaq sagte, er und seine Kollegen hätten mündliche Zusicherungen erhalten, dass ihre Trauer respektiert werde. Nach der Ermordung der sunnitischen Mitglieder und Berater im Verfassungskomitee Mijbil Isa und Dhamim Husayn al-Ubaidi hatten die verbleibenden Sunniten eine internationale Untersuchung gefordert, höhere Sicherheit und eine größere Rolle der Sunniten in den Diskussionsprozessen. Inwiefern all ihre Forderungen berücksichtigt wurden, blieb unklar.

Der näher rückende Termin für die verfassungsgebende Versammlung bildet den Hintergrund für weitere Selbstmordanschläge im Zentrum der irakischen Hauptstadt. Am Montag wurden nach Polizeiangaben mindestens neun Menschen getötet und zweiundzwanzig verletzt. Am frühen Morgen sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Kleinbus an einem Kontrollpunkt der Bagdader Innenstadt in die Luft. Dabei starben sechs Menschen, sechzehn wurden verletzt. Der Kontrollpunkt befand sich in der Nähe eines Hotels. Die meisten der Toten waren daher Angehörige einer Sicherheitsfirma, die für die Sicherheit des Hotels verantwortlich waren. Kurz danach kam es zu einem weiteren Anschlag in der Nähe des Regierungsviertels. Wie ein Krankenhausmitarbeiter mitteilte, sind dabei drei Menschen getötet und sechs verletzt worden.

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Quellen