Der oberste Mafia-Jäger Roberto Scarpinato warnt Deutschland
Veröffentlicht: 12:58, 2. Okt. 2011 (CEST) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Hamburg (Deutschland), 02.10.2011 – Roberto Scarpinato besucht Hamburg und warnt in Gesprächen mit Politik, Justiz und Polizei eindringlich vor dem wachsenden Einfluss der organisierten Kriminalität: „Die richtige Mafia braucht in Deutschland und den Nachbarländern keine Schießerei und agiert nicht mit Gewalt. Das sind nicht Schutzgeld erpressende Pizzabäcker.“ Der 59-jährige gebürtige Sizilianer geht davon aus, dass man in Europa und Deutschland ein völlig falsches Bild hat.
Scarpinato ist Sohn eines Richters, der in den 1950-er Jahren im Kampf gegen die Mafia aktiv war. An der Universität Catania studierte er Rechtswissenschaften. Nach seinem Studiumsabschluss nahm er 1977 eine Stelle als Richter in Rom an. 1988 kehrte er nach Palermo zurück, wo er zum Anti-Mafia-Pool rund um die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino stieß, die beide 1992 von der Cosa Nostra ermordet wurden.
Die Italienische Organisierte Kriminalität (IOK) nutzt oft deutsche Strohmänner um immense Summen in die legale Wirtschaft zu investieren. Schon in 20 Jahren könne es möglich sein, dass sie weltweit über das meiste Kapital verfügt. US-Ermittlungsbehörden unterstützen diese These. Von der Mafia unterwanderte Bauunternehmungen können schon heute andere Firmen mit Dumpingpreisen unterbieten, da sie Gewinne aus Drogenhandel, Prostitution und der illegalen Giftmüllentsorgung zuschießen und das inkriminierte Vermögen dadurch waschen, in den legalen Wirtschaftskreislauf zurückfließen lassen. Scarpinato: „Wir wissen, dass die Mafia in Hamburg in Restaurants und Hotels investiert hat, hier Geld verdient. Kapital fließt in großem Umfang nach Deutschland.“ In Palermo sei ein Mann zu 21 Jahren Haft verurteilt worden, der in Nordrhein-Westfalen Firmen mit 400 Angestellten habe. Auf das Vermögen des Verurteilten in Deutschland könne nicht zugegriffen werden, weil die Gesetze zur Bekämpfung von mafiösen Organisationen in Deutschland nicht ausreichten. Er fordert, dass auch hierzulande bei Mafia-Verdacht abgehört und kriminelles Vermögen nach Verurteilungen einkassiert werden kann.
Zehn bis 20 Jahre, rechnet Scarpinato, werde es noch dauern, bis die Mafia die deutsche Politik unterwandert haben werde.
Live war der bekannte Mafia-Jäger am Dienstag, den 27.09.2011, mit dem Vortrag „Mafia – ein Parasit befällt Europa“ zu sehen.
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Quellen
- www.mopo.de: „So kassiert die Mafia in Hamburg ab“ (26.09.2011)
- www.abendblatt.de: „Palermos oberster Mafia-Jäger in Hamburg“ (26.09.2011)