Britisches Parlament erlaubt Forschung an Tier-Mensch-Embryonen

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Veröffentlicht: 14:09, 24. Okt. 2008 (CEST)
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In der griechischen Mythologie galten Chimären als grauenhafte Zwitterwesen mit mehreren Köpfen

London (Vereinigtes Königreich), 24.10.2008 – Das britische Unterhaus hat gestern mit einer klaren Mehrheit von 355 gegen 129 Abgeordnete ein Gesetz verabschiedet, das es Forschern erlaubt, Genmaterial aus menschlichen Zellen in Keimzellen tierischen Ursprungs einzubringen, denen zuvor das Erbmaterial entfernt wurde, um auf diese Weise so genannte Chimären zu erzeugen. Die so künstlich hergestellten Zelllinien enthalten 99,9 Prozent menschliches Erbgut und finden in der medizinischen Forschung Verwendung. Ziel der Forscher ist dabei, beispielsweise erblich bedingte Krankheiten durch Experimente an solchen Zelllinien gezielt bekämpfen zu können. Auch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung bei lesbischen Paaren ist ein denkbarer Anwendungsbereich solcher Stammzellen. Ein weiterer Bereich, in dem solche Stammzellen, die nicht aus menschlichen Embryonen gewonnen wurden, eine Rolle spielen, sind so genannte Geschwisterklone, die zum Beispiel zur Erzeugung von Proteinen genutzt werden können, um das lebende Geschwisterkind damit zu behandeln. In den USA ist ein Geschwisterklon auf der Basis solcher Tier-Mensch-Chimären erzeugt worden, der zur Erzeugung von Knochenmark verwendet wurde. Das so gewonnene Knochenmark konnte zur Behandlung des an Krebs erkrankten Geschwisters benutzt werden.

Der britische Premierminister Gordon Brown gilt als engagierter Befürworter der Forschung an solchen in Labors erzeugten Chimären-Stammzellen. Er hat dabei auch ein persönliches Interesse. Sein an Mukoviszidose leidender Sohn könnte möglicherweise einmal von Forschungsergebnissen dieser Forschungsrichtung profitieren. Forscher erhoffen sich von der Freigabe der Forschung in diesem Bereich auch Fortschritte bei der Behandlung degenerativer Veränderungen im neurophysiologischen Bereich wie Alzheimer und Parkinson.

Dem heutigen Parlamentsbeschluss war eine wochenlange öffentliche Debatte vorausgegangen, in der vor allem ethische Argumente gegen die Legalisierung dieser Forschung vorgebracht worden waren. Dabei stützen sich die Gegner dieser Forschungsrichtung vor allem auf die Möglichkeit des Missbrauchs. Sie befürchten, dass damit der Weg für die Erzeugung lebensfähiger Tier-Mensch-Chimären geebnet werden könnte.

Während in den USA, China und Südkorea bereits entsprechende Forschungen stattfinden, ist die Erzeugung von Tier-Mensch-Embryonen in anderen Staaten gesetzlich verboten. Das gestern vom britischen Unterhaus beschlossene Gesetz verpflichtet die Forschungsinstitute, die so gewonnenen Embryonen nach spätestens zwei Wochen zu zerstören. Damit das Gesetz in Kraft treten kann, muss noch das Oberhaus zustimmen.

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Quellen