Bangladesh: Erdrutschsieg für Scheich Hasina

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Veröffentlicht: 15:33, 30. Dez. 2008 (CET)
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Lage von Bangladesch

Dhaka (Bangladesch), 30.12.2008 – Die Spitzenkandidatin der linksorientierten Awami-Liga, Scheich Hasina Wajed, die an der Spitze einer Allianz aus mehreren Parteien stand, ist nach Auszählung der überwiegenden Zahl der Wahlkreise bei den Nationalwahlen vom gestrigen Montag als eindeutige Siegerin und damit wahrscheinlich auch künftige Ministerpräsidentin von Bangladesch hervorgegangen. Sie kann sich künftig auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament stützen, wie die Wahlkommission heute mitteilte. Danach soll Hasina mit ihrer Mehrparteienallianz 175 der bis jetzt 204 ausgezählten Sitze gewonnen haben. Genaue Zahlen sollen von offizieller Seite erst am Mittwoch mitgeteilt werden. Wie ein privater Fernsehsender berichtete, könnte Hasina im künftigen Parlament auf 255 der 300 Abgeordnetensitze zählen. Die unterlegene Kandidatin der Nationalistischen Partei Bangladesch (BNP), Begum Khaleda Zia, will das Stimmenergebnis jedoch anfechten. Zia vertritt eine eher islamisch-konservative Orientierung. Die Wahl in Bangladesh war die erste seit sieben Jahren.

Die in Bangladesh erscheinende Bangladesh Today berichtet in ihrer Onlineausgabe von einer hohen Wahlbeteiligung, vor allem von Frauen und jungen Menschen, deren Anteil von Beobachtern auch als Hauptgrund für den hohen Wahlsieg der Awami-Liga angesehen wird. Als weiterer Grund für das schlechte Abschneiden der BNP wird die Wahrnehmung dieser politischen Kraft als einer tief in Korruption verstrickten Partei mit einer schwachen Leistung als Regierung in der Zeit vor 2006 genannt. Bei der Wahl gingen erstmals 1,6 Millionen Jungwähler an die Urnen; insgesamt waren 81 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen. Beobachter hoben den friedlichen Verlauf der Wahl hervor. 50.000 Soldaten, 75.000 Polizisten sowie 6.000 paramilitärische Einsatzkräfte sorgten für den regulären Verlauf des Wahlganges. Zusätzlich waren 200.000 einheimische und 2.000 ausländische Wahlbeobachter für die Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Wahlverlaufs zugelassen worden. Außerdem hatte die Wahlkommission neue Wählerlisten vorbereitet, neue Ausweise mit Lichtbildern waren verteilt worden, und durchsichtige Wahlurnen waren eingesetzt worden, um Betrug zu verhindern.

Ursprünglich waren Parlamentswahlen bereits für den Januar 2007 geplant. Wegen der entstandenen Unruhen verschob Staatspräsident Iajuddin Ahmed den Wahlgang und verhängte den Ausnahmezustand. Seitdem wird das Land von einer vom Militär unterstützten Interimsregierung geführt. Die Gesellschaft ist gespalten zwischen den beiden Politikerinnen, die zwischen 1991 und 2006 abwechselnd das Land regierten. Als größtes Problem des Landes, in dem 140 Millionen Einwohner leben, gilt die Armut. Fast die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Beide führenden politischen Parteien hatten im Wahlkampf versprochen, sich diesem Problem anzunehmen.

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Quellen