Warnsystem DE-Alert jetzt mit Cell Broadcast auf allen deutschen Mobilfunknetzen aktiv

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Veröffentlicht: 00:10, 9. Mär. 2023 (CET)
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Deutschland, 09.03.2023 – Am Donnerstag, 9. März 2023, 11 Uhr wird es einen Probealarm mit dem neu eingeführten Cell-Broadcast-Warnsystem für Smartphones und Handys geben. In den Bundesländern Bayern und Nordrhein-Westfalen werden Cell-Broadcast-Warnungen im Rahmen von landesweiten Warntagen zusammen mit anderen Warnmitteln, wie z. B. Warnsirenen, getestet. Cell-Broadcast-Warnungen wurden erst vor kurzem, am 23. Februar 2023, auf allen deutschen Mobilfunknetzen bundesweit eingeführt. Beim bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 gab es eine erste öffentliche Erprobung des Warnsystems.

Cell Broadcast Warnung am Bundes-Warntag

Wenige Tage nach Inbetriebnahme von DE-Alert wurde das Warnsystem zum ersten Mal regulär genutzt. Am 25. Februar wurde in Lübeck vor Hochwasser gewarnt, eine Warnung in der niedrigsten Warnstufe „Gefahreninformation“.

Die Warnungen werden durch das nationale Warnsystem „DE-Alert“ versendet, einer Umsetzung des für EU-Staaten vorgeschriebenen EU-Alert. Damit werden Warnungen und amtliche Gefahrenmitteilungen nunmehr per Cell Broadcast (SMS-CB) rundfunkartig auf Mobiltelefone gesendet. Bislang setzte das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) noch allein auf dezidierte Warn-Apps wie Katwarn und NINA. Warnungen per Cell Broadcast bestehen aus maximal 1395 Zeichen, enthalten keine Bilder, können aber Links zu weiteren Informationen enthalten. In Deutschland werden sie zurzeit auf Deutsch und Englisch verbreitet.

  • Auf neueren Smartphones, mit den Betriebssystemen ab iOS 15 und ab Android 11, jeweils mit aktuellem Softwarestand (Netzbetreiber- und Betriebssystem-Updates) , sind Cell-Broadcast-Warnungen automatisch aktiv, sobald die Geräte in einem deutschen Mobilfunknetz eingebucht sind. In den meisten Mobilfunknetzen in der EU verhält es sich ähnlich.
  • Auf älteren Android-Smartphones können Cell-Broadcast-Warnungen von Hand aktiviert werden. Das BBK stellt eine Liste kompatibler Smartphones bereit. Anleitungen zur Aktivierung auf älteren Android-Smartphones finden sich in der Hilfe/Bedienungsanleitung unter „Warnmeldungen“, „Notfallbenachrichtigungen“, „Sicherheit und Notfälle“ oder verwandten Begriffen. Die Telekom stellt auf ihren Hilfeseiten Anleitungen für einige Smartphones mit Android 7 bis 10 zur Verfügung.
  • Bei noch älteren Android Smartphones, aber auch einfachen Handys, lassen sich Cell-Broadcast-Warnungen oft manuell konfigurieren – allerdings nur für die höchste von drei Warnstufen. Dazu muss Cell Broadcast eingeschaltet werden und „Kanal“ oder „Thema“ 919 abonniert werden. Näheres findet sich evtl. in der Bedienungsanleitung des Geräts.

In Deutschland gibt es drei Warnstufen sowie Testwarnungen:

  1. Notfallalarm – höchste Warnstufe (entspricht „Amtlicher Gefahrendurchsage“ im Radio, EU-Alert Level 1)
  2. Extreme Gefahr (entspricht „Amtlicher Gefahrenmitteilung“ im Radio, EU-Alert Level 2)
  3. Gefahreninformation (EU-Alert Level 4)
  4. Testwarnungen (EU-Test)

Ohne Nutzereingriff sind nach erfolgreicher Aktivierung in der Regel die Warnstufen 1, 2 & 3 aktiv, Testwarnungen hingegen sind ausgeschaltet. Die Warnstufen 2 & 3 sowie Testwarnungen lassen sich vom Handynutzer ein- und ausschalten. (Anleitung für Android und iOS) Die höchste Alarmstufe lässt sich nicht deaktivieren – sie soll alle Stummschaltungen und Nicht-Stören-Einstellungen mit einem lauten Warnton durchbrechen, der erst durch Nutzerreaktion endet und sonst 5 Minuten anhält (evtl. geräteabhängig). Testwarnungen an Warntagen werden erfahrungsgemäß in der höchsten Warnstufe 1 verbreitet, um die Bevölkerung mit den Warnungen vertraut zu machen, sind also technisch keine Testwarnungen im Sinne des angegebenen Stufenschemas. Hat das Handy keinen Kontakt zu einem Mobilfunknetz oder befindet es sich im Flugmodus, können keine Warnungen empfangen werden. Alle Warnungen können auch auf der Seite https://warnung.bund.de/meldungen eingesehen werden.

In der ebenfalls vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereitgestellten Warn-App NINA, ist die kleinste einstellbare Warnregion 1 km2. Ob bei Cell Broadcast ebenfalls Warngebiete eng zielbegrenzt angesteuert werden, bleibt abzuwarten. Sinnvoll wäre dies, damit im Warnfall nicht unnötig viele Leute, z.B. im ganzen Landkreis, ggf. aus dem Schlaf gerissen werden.

Eine Übersicht über alle Warnwege („Warnmittelmix“), mit denen in Deutschland gewarnt wird:


Warn-Sinn oder Wahnsinn? – Das deutsche Warnwesen ist mehr als eine Katastrophe

International ein totales Hinterherhinken bei Cell Broadcast, verschobene und dann kaum erfolgbehaftete Warntage. Der unverständliche Ausschluss älterer Handys genauso wie teilweise brandneuer Smartphones. Warnmeldungen die wörtlich als „Hochwasser / Überflutung in [Ortsangabe]“ erscheinen, wo die Ortsangabe somit fehlt.
Diese Kette an Versagen könnte als Unfähigkeit begriffen werden, einer digitalen Aufgabe gerecht zu werden. Es scheint aber noch schlimmer zu sein. Schaut man sich die Seite https://warnung-der-bevoelkerung.de des BBK an und liest dort noch ganze drei Monate nach dem Ereignis „Der nächste bundesweite Warntag findet am 8. Dezember 2022 statt.“, so muss man davon ausgehen, dass eine millionenschwere Bürokratie im Modus einer umfassenden Leistungsverweigerung verharrt. Das bleibt unbegreiflich.


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Quellen[Bearbeiten]

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