Verstimmung der Türkei über Völkermord-Resolution des US-Kongresses
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Ankara (Türkei) / Washington D.C. (Vereinigte Staaten), 05.03.2010 – Der außenpolitische Ausschuss des US-Kongresses beschloss am Freitag, den Massenmord an den Armeniern in den Jahren 1915/16 künftig als „Genozid“ einzustufen. Der Vorgang liegt inzwischen rund 95 Jahre zurück. Die Einordnung des Massakers an den Armeniern während des 1. Weltkrieges zur Zeit des Osmanischen Reiches als Völkermord löst in der Türkei von heute aber noch immer heftige Reaktionen aus. Erst im vergangenen Jahr hatten die Türkei und Armenien wieder diplomatische Beziehungen untereinander aufgenommen.
Nach der Annahme der Resolution am Freitag warnte der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu vor einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und der Türkei. Der türkische Botschafter wurde abberufen. Der türkische Parlamentssprecher Sahin[1] sprach in diesem Zusammenhang von einem „historischen Fehler“ der USA.
Nach Schätzungen von Historikern waren in den Jahren 1915/1916 zwischen 200.000 und 1,5 Millionen Menschen armenischer Nationalität und christlichen Glaubens bei der Vertreibung aus der Türkei gestorben. Die Türkei bestreitet bis heute eine Einordnung des Geschehens als Völkermord. In den vergangenen Wochen hatten Vertreter der Türkei auf diplomatischem Wege noch versucht, die Resolution zu verhindern. Türkische Medien wiesen darauf hin, dass Rüstungsprojekte zwischen den USA und der Türkei im Wert von mehreren Milliarden Dollar auf dem Spiel stünden.
Der armenische Außenminister Edward Nalbandjan begrüßte dagegen die Entscheidung des Ausschusses im US-Repräsentantenhaus. Er bezeichnete die Resolution, die mit einem Stimmenverhältnis von 23 zu 22 Stimmen denkbar knapp ausgefallen war, als „ein[en] wichtige[n] Schritt auf dem Weg zur Unterbindung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
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Referenzen
- ↑ Korrektur nach Veröffentlichung: Nicht Davutoğlu, sondern der Parlamentssprecher hatte von einem „historischen Fehler“ gesprochen.