Tübingen: Die Stadt macht blau, die Universität wird grün
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Tübingen (Deutschland), 06.06.2008 – Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche fand, passenderweise in der Woche des UN-Weltumwelttags und der Agora-Aktionswoche zu den UN-Milleniumszielen, das Symposium „Greening the University - Perspektive für eine nachhaltige Hochschule” statt.
Slogan: „Tübingen macht blau - wir machen Grün“. Konkret geht es darum, dass neben der Stadt auch die Universität zum Vorreiter werden und als erste Universität im Land das Umweltmanagementsystem EMAS einführen soll. Die zur Eröffnungsveranstaltung anwesende baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner, selbst Tübingen-Alumna, wurde gleich mit Hinweis auf die Farbenlehre beruhigt: Im substraktiven Farbmodell würden Grün und Blau Schwarz ergeben, wogegen sie als CDU-Politikerin ja nicht wirklich etwas haben könne. Der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, nutzte die Gelegenheit in seinem Grußwort sein Anliegen voran zu bringen: Er möchte das veraltete Öl-basierte Fernwärmekraftwerk der Universität Tübingen auf Kosten der Stadt(werke) durch eine moderne effektivere Gasturbine ersetzen und damit neben Fernwärme für die Uni auch umweltfreundlichen Strom für zehn Prozent der Stadt erzeugen – in dieser Kombination hocheffizient. Rektor Bernd Engler konnte an der Stelle kaum noch Nein sagen – nicht zu EMAS und nicht zur Kraftwerksmodernisierung – und die Landesumweltministerin Tanja Gönner sagte zu, sich bei ihren zuständigen Kabinettskollegen dafür einzusetzen.
Das begeisterte auch den Hauptredner des Tages, den ehemaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer, ehemals Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und noch immer Stellvertretender Vorsitzender im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Töpfer begrüßte Palmers Vorstoß und bot an, wenn es wie jetzt geplant zum Umbau des Kraftwerks komme und dazu ein weiteres Symposium wie dieses gäbe, würde er persönlich „zum Spatenstich die ersten 50 Flaschen Wein stiften” (oder Bier). Da wollte ich mich nicht lumpen lassen. „Da es stets gilt, Dinge auch vom Ende her zu bedenken und gute Pläne auch zum Ende zu führen,” sagte ich in meiner Stellungnahme, „will auch ich dieses Vorhaben unterstützen und zur Inbetriebnahme meinerseits, wenn Sie Herr Töpfer dazu nochmal kommen würden, meinerseits 50 Flaschen Wein spenden.” Professor Töpfer sagte sein Kommen zu, meinte aber da die Inbetriebnahme lange nach dem Spatenstich sei, ich also mehr Zeit zur Planung habe, erwarte er von mir 100 Flaschen Wein. Ob das nicht zuviel ist? Universitätsrektor Engler kam hinterher auf mich zu - er kennt mich ja noch als wir am selben Institut der Universität in durchaus unterschiedlichen Lehrstühlen und Rangstufen gearbeitet haben - und meinte er habe ja ein schlechtes Gewissen, dass soviel Spenderwein angefordert wurde. Seiner Erfahrung nach würden 50 Flaschen für einen solchen Empfang durchaus ausreichen - auch wenn ich, bis dahin Europaabgeordneter, das natürlich sicher zahlen könne.
Es folgte ein sehr gutes Symposium, geprägt von Vernetzung vieler Initiativen vor Ort und bundesweit, an anderen Hochschulen und Universitäten von Nürtingen-Geislingen bis Lüneburg und in der Politik und der Zivilgesellschaft, der Erfahrungsaustausch zur Best Practice mit Menschen, die an ihrem Ort bereits Umweltmanagement implementiert haben und das berühmte Top-Runner-Prinzip verkörpern.
Die Kohlediskussion: Oberbürgermeister Boris Palmer aber ist dieser Tage in der Kritik, weil er sich hinter die Entscheidung der Stadt stellt, sich mit den Stadtwerken über Südstrom an einem neuen Kohlekraftwerk in Brunsbüttel zu beteiligen. In der „Zeit“ rechtfertigte er die Kohle als Übergangstechnologie – bessere neue Kohlekraftwerke würden schlechtere alte ersetzen bis der Rahmen für eine bessere Lösung gesetzt sei.
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