Simbabwe: Razzia bei unabhängigem Radiosender

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Artikelstatus: Fertig 23:47, 16. Dez. 2005 (CET)
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Harare (Simbabwe), 16.12.2005 – Polizisten und Mitarbeiter der staatlichen Rundfunkbehörde führten gestern in Harare, der Hauptstadt Simbabwes, eine Razzia beim unabhängigen Radiosender „Voice of the People“ (VOP) durch. Dabei beschlagnahmten die Sicherheitskräfte Dokumente und Geräte und nahmen drei Journalisten fest.

Die für den Rundfunk zuständige staatliche Behörde „Broadcasting Authority of Zimbabwe“ vergibt seit 2002 keine Lizenzen an private Radiostationen. Der Sender VOP umgeht das Sendeverbot dadurch, dass er sein Programm nicht in Simbabwe ausstrahlt, sondern über Kurzwelle aus den Niederlanden überträgt. Neben VOP gibt es noch einen weiteren unabhängigen Sender, der das Sendeverbot auf ähnliche Weise umgeht. Der Sender VOP, der von ehemaligen Mitarbeitern des staatlichen Rundfunks gegründet wurde, produziert Beiträge zu verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Themen in den Sprachen Shona und Ndebele, die vor allem von der ländlichen Bevölkerung Simbabwes gesprochen werden. Mehrere Reporter arbeiten in Simbabwe für den Sender. Offiziell gibt es in Simbabwe vier Radio- und einen Fersehsender, die alle von der Regierung von Präsident Robert Mugabe kontrolliert werden.

Ann Cooper, die Vorsitzende des Committee to Protect Journalists, einer Organisation, die sich für die Pressefreiheit einsetzt, kritisierte das Vorgehen der Sicherheitskräfte. Die Regierung des Landes demonstriere zum wiederholten Male, so Ann Cooper, eine völlige Intoleranz gegenüber allen, die das staatliche Monopol auf Nachrichten und Meinungen herausfordern.

Nach Angaben lokaler Medien hatte die Polizei einen Durchsuchungsbefehl für das Büro des Senders. Die Polizei soll nach der technischen Ausrüstung zum Sendebetrieb gesucht haben. Nachdem drei Journalisten erklärt hatten, dass es im Büro keine Sendeanlagen gebe, wurden mit Hilfe eines neuen Durchsuchungsbefehls Computer, Akten und andere Geräte beschlagnahmt. In der Vergangenheit gab es bereits ähnliche Razzien beim gleichen Sender sowie einen Brandanschlag. Maria Nyanyiwa, Nyasha Bosha und Kundai Mugwanda, drei Mitarbeiter des Senders, wurden verhaftet. Laut ihrem Anwalt Jacob Mafume, wird ihnen unter anderm vorgeworfen, gegen das Rundfunkgesetz verstoßen zu haben. Die Journalisten sollen in der Polizeizentrale in Harare festgehalten werden. Vor der Razzia hatte der Informationsminister des Landes, Tichaona Jokonya, eine Rede gehalten, in der er die unabhängigen Sender scharf angegriffen hatte. Tichaona Jokonya warf den privaten Radiosendern vor, sie seien vom Westen finanziert und verfolgten das Ziel, das Ansehen der Regierung Mugabe zu schädigen.

Quellen