Selbstmordattentäter tötet afghanischen Ex-Präsidenten

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Veröffentlicht: 05:00, 23. Sep. 2011 (CEST)
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Kabul (Afghanistan), 23.09.2011 – In seiner Wohnung getötet wurde der ehemalige afghanische Präsident Burhānuddin Rabbāni. Der Selbstmordattentäter hatte einen unter seinem Turban versteckten Sprengsatz zur Explosion gebracht. Die Explosion tötete Rabbāni und nach Angaben des Fernsehsenders Tolo fünf weitere Personen. Zwei weitere Personen, die sich in der Wohnung aufhielten, wurden verletzt. Unter den Verletzten sei auch ein hochrangiger Berater des derzeitigen Präsidenten Hamid Karzai. Dies wurde aus Polizeikreisen bekannt.

Rabbāni hatte den Selbstmordattentäter und einen weiteren Taliban empfangen, um Friedensverhandlungen zu führen. Dies berichtete die BBC. Die Wohnung Rabbānis liegt im schwer bewachten Diplomatenviertel Kabuls, unweit der Botschaft der Vereinigten Staaten. Erst vor einer Woche hatten Taliban-Kämpfer einen Großangriff auf diese sogenannte „Grüne Zone“ geführt, der erst nach fast zwanzigstündigen Gefechten abgewehrt werden konnte. Bei den Gefechte waren mindestens 14 Zivilisten getötet worden, darunter auch drei Kinder.

Rabbāni, dessen Mudschaheddin während der sowjetischen Besetzung Afghanistans eine nicht geringe Rolle im Kampf gegen die Okkupationsarmee spielten, war von 1992 bis 2001 Staatspräsident seines Landes. Als die Taliban 1996 Kabul eroberten und ihn de facto des Amtes enthoben, ging er nach Tadschikistan und führte von dort aus den Widerstand der Nordallianz gegen das Regime in Kabul. Er kehrte 2001 zurück und übergab sein Amt an seinen Amtsnachfolger Karzai. Im Oktober 2010 wurde Rabbāni von Karzai zum Vorsitzenden des Hohen Friedensrates ernannt, der sich um die Aussöhnung mit den Taliban bemühen sollte. Erfolge hatte der Friedensrat bislang kaum erreicht, auch wenn Friedensrat-Mitglied Sadika Balkhi den Tod Rabbānis als schweren Rückschlag in den Bemühungen um einen Frieden bezeichnete und die Arbeit des Ermordeten als erfolgreich würdigte.

Das Pentagon bezeichnete laut Verteidigungsminister Leon Panetta den Anschlag als „Teil einer Strategie der Taliban, Anschläge auf ranghohe Politiker zu verüben“. Auch US-Generalstabschef Mike Mullen sagte, die Taliban seien aufgrund ihrer Schwächung durch die Erfolge der internationalen Militärkoalition zu „spektakulären Angriffen“ übergegangen. Trotz der Schwächung der Taliban müssten diese Anschläge ernst genommen werden, betonte Mullen. Aus strategischer Sicht seien sie bedeutend.

Quellen[Bearbeiten]