Schwulen-Demonstration in Belgrad aus Sicherheitsgründen abgesagt
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Belgrad (Serbien), 19.09.2009 – Eine für morgen, den 20. September, geplante Demonstration von Schwulen, Lesben und Transgendern in der Belgrader Innenstatt ist heute aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Schwulenfeindliche Gruppen hatten angekündigt, die Parade gewaltsam anzugreifen, falls sie wie vorgesehen stattfinden würde. Noch am gestrigen Freitag hatte Serbiens Präsident Boris Tadić persönlich versichtert, die Teilnehmer der Demonstration würden geschützt. Auch Organisatoren der Veranstaltung hatten sich mit Blick auf die Sicherheit der Demonstrationsteilnehmer zuversichtlich gezeigt. Lediglich die An- und Abreise könne zu einem Problem werden, sagte Johanna Moser vom „Queer Beograd Kollektiv“ gestern in einem Interview mit der Zeitung „Neues Deutschland“.
Die Entscheidung, die Demonstration abzusagen, wurde heute nach einem Treffen der Organisatoren mit Premierminister Mirko Cvetković getroffen. Zuvor war dem Demonstrationsbündnis eine Route außerhalb der Belgrader Innenstadt angeboten worden, ein Vorschlag der auf Ablehnung gestoßen ist. In der Vergangenheit hatten religiöse Führer und nationalistische Politiker ein Gesetz gegen die Diskriminierung von Homosexuellen vehement abgelehnt. Im Vorfeld der nun abgesagten Parade haben Anhänger der rechtsnationalistische Organisation „Obraz“ mit der Parole „Wir erwarten euch“, die in Belgrad auf viele Wände gesprüht und plakatiert war, den Homosexuellen massiv gedroht. Nach der Absage zeigten sich die Veranstalter trotzig. Die serbische Republik habe kapituliert, wir nicht, zitiert „BBC News“ aus ihrer jüngsten Stellungnahme. Eine Ultranationalistische Organisation feierte die Absage dagegen als „großen Erfolg für das normale Serbien“.
Die letzte Schwulen-Parade in Belgrad fand 2001 statt. Damals waren Teilnehmer unter dem Applaus von Umstehenden zusammengeschlagen worden. Die Polizei hatte Gummigeschosse eingesetzt. Seit 2005 findet alljährlich das „Queer Belgrad Festival“ statt, aus Sicherheitsgründen in geschlossenen Räumen. Auch auf dieses Festival hat es im letzten Jahr einen Übergriff gegeben. Laut Johanna Moser gibt es dennoch Veränderungen in der serbischen Gesellschaft. Neu sei, dass der Bürgermeister anordne, schwulenfeindliche Graffitis zu entfernen, und der Innenminister gegenüber Medien versichere, dass sich keiner eingeschüchtert fühlen solle.
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Quellen
- news.bbc.co.uk: „Serbian gay parade is called off“ (19.09.2009)
- neues-deutschland.de: „»Es ist Zeit, auf die Straße zu gehen«“ (18.09.2009)