Russischer Energiekonzern Gasprom stoppt Gaslieferung an die Ukraine

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Artikelstatus: Fertig 00:18, 2. Jan. 2006 (CET)
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Moskau (Russland) / Kiew (Ukraine), 01.01.2006 – Der russische Energiekonzern Gasprom hat heute morgen um 10:00 Uhr Moskauer Zeit (8:00 Uhr MEZ) die Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt. Der Sprecher des Energiekonzerns Sergej Kuprijanow sagte, sie seien „gezwungen, die Lieferungen zu stoppen“. Gleichzeitig betonte er, dass die Staaten der Europäischen Union weiterhin Gas in vollem Umfang erhalten sollen. Er wies aber darauf hin, dass er keinen Einfluss auf die Maßnahmen der ukrainischen Regierung habe, die sie aufgrund der Einstellung der Lieferung an die Ukraine ergreifen würde. Von den insgesamt fünf Leitungen, über die das Gas in die Ukraine geliefert wird, wurden zwei abgeschaltet. Die verbleibenden drei Leitungen dienen zur Versorgung der Kunden in Westeuropa.

Gasprom hatte von der Ukraine ab dem 01.01.2006 den marktüblichen Preis von 230 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter Gas verlangt. In dem bisherigen Vertrag, der Ende 2005 auslief, waren niedrigere Preise festgelegt worden. Da der marktübliche Preis um knapp das Vierfache höher ist als der bisher in den Verträgen festgelegte Preis von 50 US-Dollar (43 Euro), wollte die ukrainische Regierung nicht auf ein Kreditangebot des russischen Präsidenten Wladimir Putin eingehen, um die Lieferungen bezahlen zu können. Die Ukraine hätte ein Höchstmaß von 80 US-Dollar akzeptiert. Journalisten sehen in der Erhöhung der Gaspreise einen Machtkampf, in dem die ukrainische Regierung unter der Führung von Staatspräsident Wiktor Juschtschenko eine „Quittung für ihre Westpolitik bekommen“ solle. Besonders die ehemaligen Sowjetrepubliken, die sich von Moskau ab- und der EU zuwandten, bekämen den Einfluss Russlands bei der Lieferung und den Preisen des Energiekonzerns zu spüren.

Die Ukraine hat inzwischen einen Druckverlust in ihren Pipelines gemeldet, geht jedoch davon aus, dass Industrie und Privathaushalte weiterhin in genügendem Umfang mit Gas versorgt werden können. Das sagte noch gestern ein Sprecher des staatlichen Energieversorgers Neftegas Ukrainy der Agentur Itar-Tass. Die Ukraine wird vorläufig, bis ein neuer Vertrag mit Gasprom verhandelt und abgeschlossen sein wird, auf ihre eigenen Ressourcen und Importe aus Turkmenien zurückgreifen.

Quellen