Neue Grippe: In zwei Fällen Resistenz gegen Tamiflu nachgewiesen
Veröffentlicht: 22:37, 20. Dez. 2009 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Münster (Westfalen) / Berlin (Deutschland), 20.12.2009 – Zum ersten Mal wurde am 18. Dezember in Deutschland belegt, dass der Virus, der für die Neue Grippe verantwortlich gemacht wird (H1N1), eine Resistenz gegen das auch in Deutschland zum Einsatz kommende Medikament Tamiflu (Oseltamivir) entwickelt hat.
Der Nachweis gelang Experten am Universitätsklinikum Münster (UKM) bei zwei Patienten. „Die Resistenz bedeutet, dass sich das Virus während der Therapie mit Tamiflu verändert hat“, erklärte Prof. Dr. Georg Peters, Direktor des UKM-Instituts für klinische Mikrobiologie. Diese Ergebnisse belegten außerdem, so heißt es in der Presseerklärung der Klinik weiter, wie schnell sich Resistenzen gegen im Umlauf befindliche Medikamente entwickeln könnten. Eindringlich warnte der ärztliche Direktor des UKM, Prof. Dr. Norbert Roeder Patienten und Ärzte vor der Selbstmedikamentation. Ausschließlich Patienten, bei denen das Virus nachgewiesen sei und die außerdem eine chronische Erkrankung hätten, sollten das Medikament bekommen. Nach Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden weltweit bereits über 100 Fälle einer Resistenz gegen Oseltamivir dokumentiert. Bezüglich der Empfehlungen zur antiviralen Therapie gegen die Neue Grippe bleibt das RKI bei seiner bisherigen Einschätzung. Auch das RKI warnt vor der Selbstmedikamentation: „Diese Arzneimittel sind rezeptpflichtig, da sie unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden müssen. Das ist zum Beispiel deshalb wichtig, weil Unterdosierungen die Entstehung von resistenten Viren begünstigen können. Zudem ist die Eigendiagnose einer Influenza unzuverlässig; die Influenza kann mit vielen anderen akuten Erkrankungen verwechselt werden.“
Mikrobiologen des UKM schätzen, dass in Deutschland die meisten Menschen noch keinen Kontakt mit dem Erreger der Neuen Grippe gehabt haben. Bei diesen Menschen bestehe eine „immunologische Lücke“. Die Experten raten zur vorbeugenden Impfung. Als schlimmstes Szenario befürchten die Wissenschaftler des UKM, „wenn wir im nächsten Winter keine wirksamen Medikamente mehr gegen die Schweinegrippe hätten und eine größere Zahl an Menschen erkranken würde“.