Mutmaßlicher Mafia-Mörder von Duisburg in Amsterdam gefasst

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Veröffentlicht: 20:05, 13. Mär. 2009 (CET)
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Duisburg (Deutschland) / Amsterdam (Niederlande), 13.03.2009 – Der wegen Beteiligung an den sogenannten Duisburger Mafia-Morden vom August 2007 per internationalem Haftbefehl gesuchte Italiener Giovanni Strangio wurde nach Angaben der Polizei Duisburg am Donnerstagabend um 23:10 Uhr in einer Amsterdamer Wohnung zusammen mit seinem per italienischem Haftbefehl ebenfalls gesuchten Schwager Francesco Romeo festgenommen. Strangio leistete keinen Widerstand, als ein Spezialeinsatzkommando der niederländischen Polizei die Wohnung stürmte. In der Wohnung befanden sich auch die Ehefrau und der dreijährige Sohn des Mordverdächtigen.

In der Presseerklärung der Duisburger Polizei heißt es, die Festnahme sei ein Erfolg der gemeinsamen Fahndungsarbeit der niederländischen, italienischen und deutschen Polizei. Zunächst war durch die Auswertung von Telefondaten am 2. März der Aufenthaltsort Francesco Romeos, des Schwagers des Gesuchten, in den Niederlanden aufgedeckt worden. Da die Polizei davon ausging, dass er als Kontaktmann für Strangio fungierte, erfolgte nach dieser Entdeckung zunächst keine Festnahme. Die Fahndung nach den Mafiosi war dann am 9. März in die Endphase eingetreten. Seit diesem Zeitpunkt befanden sich zwei italienische und drei deutsche Kriminalbeamte in Amsterdam.

Nach dem erfolgreichen Zugriff am Abend des 12. März, bei dem sowohl Strangio als auch sein Schwager festgenommen werden konnten, fanden die Beamten in der Wohnung zahlreiche gefälschte Ausweispapiere sowie Geräte zur Herstellung solcher gefälschter Dokumente. Außerdem wurde eine noch nicht genau bestimmte Geldmenge von schätzungsweise über einer Million Euro sowie eine Schusswaffe sichergestellt.

Der 30-jährige Strangio wird als einer der Täter für den sechsfachen Mord in dem Duisburger Restaurant „Da Bruno“ vom 15. August 2007 verdächtigt. Die Täter hatten ihren sechs Opfern in der Nacht vor dem Restaurant aufgelauert. Die ebenfalls aus Italien stammenden Opfer im Alter zwischen 16 und 39 Jahren starben in ihren Fahrzeugen an einer großen Zahl von Pistolenkugeln, die die Täter auf sie abgefeuert hatten. Als Schusswaffe wurde später eine Beretta vom Typ 93R identifiziert, für die Strangio kurz vor der Tat in Deutschland Munition erwerben wollte. Als Hintergrund der Tat wird eine langjährige Fehde zwischen verschiedenen rivalisierenden Clans der italienischen Mafia vermutet, an der vermutlich der neapolitanische Zweig der Mafia, die ’Ndrangheta, beteiligt ist. Insbesondere die gefundenen DNA- und Schmauchspuren in dem von den Tätern benutzten Fluchtfahrzeug wiesen auf Strangio als wahrscheinlichen Täter hin, so der Duisburger Kriminaldirektor Holger Haufmann.

Mindestens seit den 1980-er Jahren des 20. Jahrhunderts ist deutschen Ermittlungsbehörden bekannt, dass Deutschland von der italienischen Mafia als Rückzugsgebiet für ihre Operationen genutzt wird. Nach Zahlen des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) wurden in den Jahren 2006 und 2007 in Deutschland allein 45 Ermittlungsverfahren gegen verschiedene Tätergruppen mit insgesamt 649 Tatverdächtigen mit italienischer Herkunft geführt. Dabei ging es vor allem um Drogenhandel und Autoschmuggel. Bei etwa fünf dieser Gruppierungen liegen Hinweise auf Verbindungen zu den verschiedenen italienischen Mafiaorganisationen vor. Seit 1997 wurden in Deutschland 65 Täter mit italienischer Staatsangehörigkeit festgenommen, bei denen ein Mafia-Hintergrund als gesichert gilt.

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Quellen