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Libyscher Übergangsrat: Gestürzter Machthaber Muammar Gaddafi ist tot

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Veröffentlicht: 19:09, 22. Okt. 2011 (CEST)
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Muammar Gaddafi (1942–2011)
Archivbild von 2003: Agência Brasil

Tripolis (Libyen), 22.10.2011 – Der frühere Machthaber Libyens, Muammar Gaddafi und sein Sohn Mutassim wurden nach derzeitiger Indizienlage offensichtlich nach der Festnahme getötet.

Gaddafi wurde nach Angaben des Libyschen Übergangsrates in Sirte festgenommen. Über den Ablauf verlauteten widersprüchliche Angaben. Nato-Truppen hätten eine Wagenkolonne angegriffen, mit der Gaddafi die Stadt habe verlassen wollen. Gaddafi soll Schussverletzungen an den Beinen erlitten haben, lebe aber, teilte der Übergangsrat zunächst mit. Später hieß es, Gaddafi sei tot. Er sei seinen Verletzungen erlegen, während man ihn in einem Krankenwagen abtransportierte.

Das US-Verteidigungsministerium sagte allerdings, eine Festnahme Gaddafis bislang nicht bestätigen zu können. Auch im Nato-Hauptquartier in Brüssel wollte man die Meldung der Festnahme oder des Todes Gaddafis bislang nicht bestätigen. Man räumte aber ein, dass Nato-Flugzeuge eine Fahrzeugkolonne angegriffen hätten.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf einen Kämpfer des Übergangsrates, man habe Gaddafi in einem „Loch“ gefunden. Er habe gerufen: „Nicht schießen, nicht schießen.“

Der frühere Verteidigungsminister, Abu Baker Junis Dschabir, soll bei dem Gefecht getötet worden sein. Dies teilte ein Sprecher der Übergangsregierung mit.

Die Truppen des Übergangsrates hatten Sirte am Donnerstag, dem 20. Oktober 2011, eingenommen. Sirte war die letzte Hochburg des gestürzten Diktators. Nach Angaben des Fernsehsenders al-Arabija sollen in der Stadt der 36-jährige Sohn Gaddafis Mutassim-Billah Gaddafi und Abdullah al-Sanussi, der Schwager Gaddafis und ehemalige Chef des Geheimdienstes, verhaftet worden sein. Auch Al-Dschasira meldete die Festnahme des Gaddafi-Sohnes, doch inzwischen berichtete die British Broadcasting Corporation (BBC) unter Berufung auf den Nationalen Übergangsrat, man habe die Leiche gefunden. Widersprüchliche Angaben gibt es auch zum Schicksal eines weiteren Gaddafi-Sohnes, Saif al-Islam al-Gaddafi. Es gibt Berichte, nach denen Saif al-Islam ebenfalls getötet wurde, nach anderen Berichten sei er auf der Flucht. Unterdessen wurde bekannt, dass er angeblich festgenommen worden sei. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete unter Berufung auf einen beteiligten Kämpfer der Nationalratsmilizen, Saif al-Islam sei in Slitan, 160 Kilometer östlich von Tripolis, gefasst worden. Er soll Verletzungen am Rücken erlitten haben. Eine offizielle Bestätigung gebe es indes bis Freitagabend noch nicht.

In Tripolis feiern die Menschen den gemeldeten Tod des früheren Diktators mit Autokorsos und Hupkonzerten. Ministerpräsident Dschibril sagte am Donnerstagabend nach Angaben des Senders Al-Dschasira, die neuen Machthaber wollten an diesem Sonnabend offiziell den Beginn der Übergangsphase auf dem Weg zu einem demokratischen Staat verkünden. Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, wolle dies in Sirte tun. Dann werde binnen 30 Tagen eine neue Übergangsregierung gebildet. Acht Monate später solle dann ein Nationalkongress einberufen werden, um die Weichen für einen kompletten Neuanfang zu stellen.

Vor diesem sieht Libyen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Dieser Tag setzt einen Schlusspunkt unter das Regime Gaddafi,“ sagte sie in Berlin. „Damit geht ein blutiger Krieg zu Ende, den Gaddafi gegen sein eigenes Volk geführt hat.“
US-Präsident Barack Obama sprach von einem „historischen Tag in der Geschichte Libyens“. „Sie haben Ihre Revolution gewonnen“, sagte er in Washington an die Adresse der Rebellen gerichtet. Der Nato-Rat will auf einer Sondersitzung voraussichtlich schon am Freitag den Militäreinsatz in Libyen für beendet erklären.

Gaddafi wurde nach Medienberichten in einem Kühlraum in einem Einkaufszentrum in Misrata aufbewahrt. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AP hatte am Freitag Zugang zur Leiche. Die Umstände des Todes des libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi müssen nach Ansicht der UNO untersucht werden. „Wir wissen nicht, wie er gestorben ist“, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, am Freitag.

„Fasst ihn, ob tot oder lebendig,“ lautete die Botschaft, die Mustafa Abdul Dschalil, der Chef des libyschen Übergangsrates, am 24. August im Oppositionsfernsehen verbreitet hatte.
Die durch Videoclips erhärtete Indizienlage ist eindeutig: Gaddafi und sein Sohn Mutassim wurden allenfalls leicht verletzt gefasst. Im Leichenschauhaus von Misrata stellten Ärzte später beim Vater zwei Schüsse in den Kopf und die Brust fest. Dass es sich dabei um „Irrläufer im Kreuzfeuer“ gehandelt haben könnte, wie Libyens Premier Dschibril weiszumachen versuchte, ist unwahrscheinlich. Die Spurensuche bei Mutassim ergab ein noch klareres Bild. Er habe „mehrere größere Öffnungen im Nackenbereich und Rücken“ festgestellt, konstatierte der libysche Arzt Ibrahim Tika. Mutassim sei wie sein Vater getötet worden.

Quellen

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