Kriminalstatistik 2004: Aufklärungsquote über 54 Prozent - Gewalttaten gestiegen
Berlin (Deutschland), 09.06.2005 - Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) stellte heute die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2004 vor. Insgesamt stieg die Zahl der Straftaten auf ca. 6,6 Millionen (+0,9%) an.
Noch nie habe es eine höhere Rate bei der Aufklärung von Straftaten gegeben, sagte Schily im ZDF. Bei Mord und Totschlag liege die Aufklärungsquote sogar bei 96 Prozent. Bei diesen Schwerverbrechen, aber auch bei der Straßenkriminalität und Diebstahlsdelikten gingen die Zahlen zurück. Massiv gestiegen sei dagegen die Computerkriminalität, hier gab es ein Plus von zwölf Prozent. Eine Zunahme gab es auch bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung (plus fünf Prozent) und beim Betrug (plus sieben Prozent). Insgesamt stieg die registrierte Gewaltkriminalität um 3,5 Prozent auf 211.172 gemeldete Delikte an. Zum Teil sei der Anstieg auf die erhöhte Bereitschaft der Bevölkerung zurückzuführen solche Gewalttaten anzuzeigen. Beunruhigend sei jedoch der Anstieg von sexuellen Nötigungen und Vergewaltigungen um 0,7 Prozent auf 8.831 Fälle.
Die Zahl der tatverdächtigen Kinder sank gegenüber dem Vorjahr um 8,4% auf 115.770. Damit setzte sich der positive Trend der vergangenen Jahre fort. Bei Jugendlichen stiegen die Zahlen leicht an (+1,1%). Auffällig ist der Anstieg beim Warenkreditbetrug (+12,2%) sowie beim Computerbetrug (24,6%), der in gewisser Weise als die Kehrseite der abnehmenden Zahlen im Bereich der Diebstahlskriminalität zu sehen sei. Hier stehe der Missbrauch der elektronischen Zahlungsmittel an vorderster Stelle.
Die hohen Anstiege im Bereich der Kinderpornographie (Besitz: +68%, Verbreitung +30,4%) seien eine Folge der verstärkten Bemühungen zur Aufklärung dieser Straftaten. So unterstütze das Bundeskriminalamt die verstärkten Bemühungen der Landespolizeien mit einer "Zentralstelle Kinderpornographie". Der sexuelle Missbrauch von Kindern sei dagegen im Jahr 2004 um 1,1% zurückgegangen. Damit sei der niedrigste Stand seit zehn Jahren erreicht.
Heribert Rech (CDU), der amtierende Vorsitzende der Innenministerkonferenz (IMK), bewertete die Ergebnisse positiv. Allerdings habe Gewalt "leider Konjunktur" und müsse stärker bekämpft werden.
Schauplatz von Gewalt und Verbrechen sind nach der neuen Statistik vor allem die Großstädte. An erster Stelle stehe hier Frankfurt mit 18.100 erfassten Delikten pro 100.000 Einwohner. Es folgen Berlin (15.928), Bremen (15.781), Hamburg (15.067), Düsseldorf (14.484) und Köln mit 14.307 Delikten. München sei mit 9090 Fällen statistisch gesehen die sicherste deutsche Großstadt. Die hohen Zahlen in den deutschen Großstädten seien zum Teil durch den gestiegenen Druck der Fahnder gegen die Rauschgiftszene zu erklären.
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Konrad Freiberg sagte im ZDF, die Gesellschaft sei bei der Bekämpfung der Kinder- und Jugendkriminalität "mehr gefordert denn je".