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Kaltes Winterwetter bringt Einschränkungen und Tote

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Artikelstatus: Fertig 16:51, 25. Jan. 2006 (CET)
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Berlin (Deutschland), 25.01.2006 – Die eiskalte Winterluft, die mit Hoch „Claus“ von Russland nach Mitteleuropa gezogen ist, brachte Erfrierungen, Kältetote und wirtschaftliche Einschränkungen mit sich. Meteorologen erwarten jedoch nicht, dass der Kälterekord vom 21.07.1983 eingestellt wird. Damals wurden minus 89,2 Grad Celsius an der russischen Antarkis-Station Wostok gemessen.

In Deutschland ist die Kälte vor allem im Osten und Südosten stark. So liegen die kältesten Orte Deutschlands mit weniger als minus 30 Grad Celsius in Bayern. In Westdeutschland hingegen sind die Temperaturen nicht so tief.

Deutschland beklagt bereits fünf Kältetote. Das erste Todesopfer war in Salzwedel zu beklagen. Der Mann befand sich nach Polizeiangaben in der Nacht zum Sonntag leicht bekleidet auf dem Weg von einer Feier, als er erfror. Ein weiteres Opfer wurde aus Hameln gemeldet. Hier erfror am Sonntagmorgen ein angetrunkener Mann zirka zehn Meter von seiner Haustür entfernt. Er hatte sich in einer Hecke und in Stacheldraht verfangen, stürzte und konnte sich nicht mehr befreien. Eine gehbehinderte Frau stürzte im Vorgarten ihres Hauses in Wolfen, als sie zum Briefkasten gehen wollte, sie erfror. Das vierte Opfer ist ein Obdachloser, den Spaziergänger am Montag in einer Schutzhütte im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim am Rheinufer fanden. Als fünftes Opfer wurde ein 63-jähriger Mann aus Brandenburg gemeldet. Er erfror in seiner Wohnung. Die Polizei sagte, in seiner Wohnung hätten minus 15 Grad Celsius geherrscht.

Neben den Todesopfern gab es mehrere kleine bis große Unfälle. So versuchte ein Mann, seine eingefrorene Heizung mit einem Haartrockner wieder in Gang zubringen. Als er für kurze Zeit den Raum verließ, geriet die Wohnung in Brand. Ein Schüler blieb mit seiner Zunge an einem Laternenmast kleben. Die Zunge musste von Einsatzkräften mit warmen Wasser wieder gelöst werden. Der Junge erlitt einen Schrecken und blutige Lippen.

Die zweistelligen Minustemperaturen brachten aber nicht nur den Ärzten mehr Arbeit. Der ADAC sagte: „Wir werden zu fast doppelt so vielen Pannen gerufen wie normalerweise.“ Der Schiffsverkehr musste auch teilweise eingestellt werden. So ist die Oder nicht mehr schiffbar, und der Main-Donau-Kanal wurde zwischen Nürnberg und Mühlhausen gesperrt. Trotz der Eisschichten auf den Flüssen warnten die Behörden in Hamburg dennoch vor dem Betreten des Eises. Die Eisschicht sei noch zu dünn.

Nicht nur Deutschland hat mit den Temperaturen zu kämpfen. In Paris erfror ein Obdachloser. In Polen forderte „Claus“ bereits 39 Tote. Die Ukraine meldete bisher 77 Opfer. Um Erfrierungen entgegenzuwirken, wurden in Polen für Obdachlose und Mitarbeitern der Stettiner Werft Kohlebecken zum Wärmen aufgestellt. In Masuren, in Nordpolen fiel die Gasheizung aus. In Teilen des Landes wurde der Schulbetrieb eingestellt.

In Bulgarien wurden neben ungeheizten Schulen auch der Flughafen von Plowdiw und der Donauhafen Russe geschlossen. Griechenland musste Inlandsflüge, den Fährbetrieb auf der Ägäis und den Tourismus auf der Akropolis einstellen.

In Polen wurde am Sonntag an der Pumpstation Drozdowicze ein Ausfall von 34 Prozent gemeldet. Die Pumpstation pumpt russisches Erdgas aus der Pipeline an der ukrainischen Grenze ab. Russland selbst hatte schon zuvor angekündigt, dass es auf Grund der starken Kälte, zu Problemen beim Gas-Export kommen könne. Polen hat nun die Gaslieferung für die Wirtschaft etwas eingeschränkt, damit es keine Probleme bei der Lieferung an die Haushalte gibt. Grund für den Druckabfall war eine Entnahme der Ukraine aus der Pipeline. Gasprom hatte schon die Einspeisung für die europäischen Abnehmer um 35 Millionen Kubikmeter pro Tag erhöht, jedoch soll die Ukraine in den letzten vier Tagen bis zu 226 Millionen Kubikmeter zusätzlich abgezapft haben.

Auch Georgien kämpft mit Gasproblemen. Durch die Kälte ist die Nachfrage gestiegen, jedoch wurden die Pipelines zwischen Russland und Georgien zerstört. Nun wird Gas über das Nachbarland Aserbeidschan importiert. Es deckt aber dennoch nicht die Nachfrage.

Quellen