Kairo: Ein Toter nach Protesten auf dem Tahrir-Platz

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Veröffentlicht: 23:57, 9. Apr. 2011 (CEST)
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Kairo (Ägypten), 09.04.2011 – Zu dem ersten Todesopfer nach dem Sturz des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak kam es in Ägypten offenbar in der Nacht von Freitag auf Samstag auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, als die Militärpolizei mit Unterstützung durch gepanzerte Fahrzeuge eine Demonstration, an der zehntausende Menschen teilgenommen hatten, gewaltsam auflöste. Die Demonstranten hatten den Rücktritt des Vorsitzenden des regierenden Militärrats, Hussein Tantawi, gefordert. Es handelte sich um die größte Protestkundgebung seit einem Monat. Trotz eines Verbotes durch die Militärführung hatten sich auch mehrere Offiziere des Heeres an der Kundgebung beteiligt.

Augenzeugen berichteten, die Militärpolizisten hätten mit automatischen Waffen in die demonstrierende Menge geschossen. Das Gesundheitsministerium Ägyptens bestätigte den Tod eines Demonstranten und nannte eine Zahl von 71 Verletzten, die zum Teil Schusswunden aufwiesen. Zunächst war von zwei Toten berichtet worden.

Am Morgen wurde eine Erklärung des Militärs veröffentlicht, in der es hieß, Sicherheitskräfte, die dem Innenministerium unterstellt waren, hätten die verhängte Ausgangssperre durchgesetzt. Dabei habe es keine Opfer gegeben. Der Militärrat machte die Nationaldemokratische Partei (NDP), die Partei des Ex-Präsidenten Mubarak, für die Ausschreitungen verantwortlich. Diese hätten am Freitag „zur Gewalt aufgehetzt und die Massen provoziert“.

Am Samstag harrten trotz der Räumung des Platzes durch das Militär ungefähr 200 Demonstranten auf dem Platz aus. Sie erklärten, sie würden nicht weichen, bis der Vorsitzende des Militärrates zurückgetreten sei. Hussein Tantawi war unter dem gestürzten Präsidenten Mubarak 20 Jahre lang Verteidigungsminister. Seit dem 11. Februar steht Tantawi an der Spitze des Militärrates, in dessen Hände nach der Flucht Mubaraks die Macht übergegangen war.

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Quellen