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Israel: Mehr als 300 Kriegsgegner verhaftet

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Veröffentlicht: 15:15, 10. Jan. 2009 (CET)
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Gaza-Stadt (Gazastreifen) / Tel Aviv (Israel), 10.01.2009 – Umfragen zufolge unterstützt eine große Mehrheit der israelischen Bevölkerung den Krieg gegen die Hamas im Gaza-Streifen. Dennoch kommt es seit Beginn der „Operation Gegossenes Blei“ immer wieder zu Demonstrationen der israelischen Friedensbewegung. Laut einem Polizeisprecher wurden dabei bisher über 300 Menschen verhaftet.

Spiegel Online berichtet, dass am ersten Tag der israelischen Offensive rund 1.000 Menschen in Tel Aviv an einer Anti-Kriegsdemonstration teilgenommen haben. In der nächsten Woche habe sich die Zahl der Demonstranten verzehnfacht. Im gleichen Bericht wird konstatiert, die Stimmen derer, die sich gegen den Waffengang ausprächen, seien in Israel kaum hörbar. Israelische Medien berichteten nur am Rande über die Proteste. Mitglieder von Menschrechts- oder Friedensgruppen, die in diesem Umfeld bereits seit Jahren aktiv sind, bilden den Kern der Protestierenden.

Uri Avnery

Eine der bekanntesten Gruppen ist Gusch Schalom („Friedensblock“), die von Uri Avnery, einem Träger des alternativen Nobelpreises, mitbegründet wurde. Die Organisation setzt sich für eine Zweistaatenlösung und ein Ende der israelischen Besatzung ein. Eine weitere Organisation ist „Another Voice“. Ihre Mitglieder kommen sowohl aus Gaza als auch aus benachbarten israelischen Städten wie Sderot, die unter ständigem Beschuss von Hamas-Raketen stehen.

In ihrem Blog auf „faz.net“ schreibt die Journalistin Svenja Kleinschmidt über ihre Eindrücke aus Tel Aviv. Laut ihrem Bericht herrschte auf einer Demonstration am vergangenen Samstag eine angespannte Stimmung. Immer wieder seien Kriegsgegner beschimpft und provoziert worden. Die Polizei musste sich mehrmals zwischen Befürworter und Gegner des Krieges stellen.

Schutzbunker in Sderot

Den Protesten haben sich in den letzten Tagen auch Reservisten der israelischen Armee angeschlossen, die ihren Einsatz verweigern. Am Donnerstagabend hatten sich einige Kriegsdienstverweigerer zusammen mit etwa 250 anderen Israelis vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv zu einer Kundgebung getroffen. Auf Schildern war zu lesen „Wir weigern uns, in Gaza zu kämpfen“ oder „Gaza zu zerstören produziert Terror“. Um ihrer Position mehr Gehör zu verleihen, hat die Reservistenorganisation „Mut, sich zu verweigern“ eine Anzeige auf Seite eins der Tageszeitung Haaretz geschaltet.

Die Polizei geht hart gegen die Demonstranten vor. So sind nach offiziellen Angaben bislang etwa 600 Menschen festgenommen worden, 225 sitzen noch in Haft, gegen 176 Personen sei Anklage erhoben worden. Anklagepunkte sind meist Ruhestörung und Behinderung des Straßenverkehrs. Die meisten der noch Inhaftierten sind nach Angaben israelischer Menschenrechtsorganisationen israelische Araber. Spiegel Online zitiert Keren Manor, eine Aktivistin, die vor einer Woche mit 18 weiteren Personen die Einfahrt der Luftwaffenbasis Sde Dov blockiert hatte. Die Polizei habe, so Keren Manor, alle Demonstanten verhaftet, obwohl sie nach Aufforderung den Weg sofort freigemacht hätten. Dies habe sie auf Video dokumentiert.

Dass die israelischen Friedensaktivisten eine Minderheitenposition vertreten, belegen aktuelle Umfragen, wie beispielsweise die, die am Freitag in der Zeitung „Maariv“ veröffentlicht wurde. Demnach unterstützen 91 Prozent der Befragten den Krieg gegen Hamas, vier Prozent seien dagegen und fünf Prozent gaben an, nicht Antworten zu wollen oder keine Meinung zu dieser Frage zu haben. Die Bodenoffensive wird dagegen „nur“ von rund 42 Prozent der Befragten unterstützt.

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Quellen