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Gebärmutterhalskrebs – ein Schatten über der Krebsimpfung

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Veröffentlicht: 13:40, 8. Feb. 2008 (CET)
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Humane Papillomviren im Elektronenmikroskop

Berlin (Deutschland), 08.02.2008 – Auf die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs ist aufgrund zweier Todesfälle nach den Impfungen ein Schatten gefallen:

Im Sommer 2007 war eine 17-jährige Deutsche einen Tag nach der zweiten Injektion mit dem HPV-Impfstoff Gardasil gestorben. Im Oktober 2007 war eine 19-jährige Österreicherin drei Wochen nach der ersten Injektion des Impfstoffes Gardasil gestorben. Ihre Eltern hatten in einem offenen Brief im Internet kurz vor Weihnachten 2007 auf den Todesfall ihrer Tochter aufmerksam gemacht.

In beiden Todesfällen wurde der neue HPV-Impfstoff Gardasil gegen Humane Papillomviren der Pharmafirma Sanofi Pasteur MSD eingesetzt, der erst im September 2006 mittels zentralem Zulassungsverfahren von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) europaweit zugelassen worden war.

Nach Bekanntwerden der ungeklärten Todesfälle der beiden jungen Frauen wird heftig darüber gestritten, ob die Impfung mit Gardasil todesursächlich waren. Die Obduktion der österreichischen Studentin konnte keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen HPV-Impfung und Todesfall belegen, aber auch nicht ausschließen. Die Staatsanwaltschaft Wien hat ihr Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung Ende Januar 2008 eingestellt.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen bei Frankfurt am Main ist das deutsche Bundesamt für Sera und Impfstoffe und damit für die Zulassung neuer Impfstoffe zuständig. Im ungeklärten Todesfalle der 17-jährigen Deutschen hat das PEI eigene umfangreiche Untersuchungen in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse aber teilweise noch ausstehen. Nach Angaben von Johannes Löwer, Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes, könne man eine Herzmuskelentzündung, eine Vergiftung, eine Hirnhautentzündung und eine Autoimmunreaktion als Todesursachen ausschließen.

Das Paul-Ehrlich-Institut verwies aber auch darauf, dass in der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen im Jahre 2006 alleine 58 Todesfälle mit unklarer Todesursache registriert wurden. Das bedeute, dass bei Impfung eines großen Teils der Bevölkerungsgruppe rein statistisch mit plötzlichen und unerwarteten Todesfällen in zeitlichem Zusammenhang, nicht jedoch in ursächlichem Zusammenhang gerechnet werden müsse.

Seit der Markteinführung des HPV-Impfstoffes Gardasil im Oktober 2006 seien mit 700.000 jungen Frauen bereits ein Drittel der 2,32 Millionen jungen Frauen zwischen 15 und 20 Jahren in Deutschland geimpft worden. Nach EMEA Angaben seien in ganz Europa seither ca. 1,5 Millionen junge Frauen mit Gardasil geimpft worden.

Der Bremer Professor für Arzneimittelforschung Gerd Glaeske hatte die Zulassung der HPV-Impfung in der Frankfurter Rundschau vom 1. Februar 2008 als möglicherweise zu schnell bezeichnet. Er habe immer Zweifel gehabt, ob die vorhandenen Daten so belastbar waren, dass eine beschleunigte Zulassung gerechtfertigt gewesen sei. Es hätte eine intensivere begleitende Forschung nach der Zulassung geben müssen

Susanne Stöcker, Sprecherin des Paul-Ehrlich-Institutes, erwiderte Professor Gerd Glaeske, der HPV-Impfstoff sei an über 20.000 Frauen weltweit in verschiedenen Studien getestet worden. Es lägen 189 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen vor, allerdings keine schwerwiegenden Nebenwirkungen.

In den Vereinigten Staaten seien bisher 22 Todesfälle in zeitlicher Nähe mit einer HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs gemeldet. Die Qualität dieser Meldung von Nebenwirkungen ist allerdings umstritten, weil in den USA nicht nur behandelnde Ärzte und die Pharmafirmen solche Nebenwirkungen melden können, sondern jedermann. Die staatlichen Centers for Disease Control and Prevention hätten drei Todesfälle untersucht: In einem Falle komme eine Herzmuskelentzündung und in den beiden anderen Fällen die Einnahme der Antibabypille als Todesursachen in Betracht.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMEA sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf beim HPV-Impfstoff Gardasil. Das EMEA-Komitee für Medizinprodukte sei der Ansicht, dass der Nutzen von Gardasil weiterhin das Risiko deutlich überwiege. Es seien keine Änderungen bei den Produktinformationen notwendig. Die Sicherheit von Gardasil werde weiterhin genau überwacht. Die EMEA werde angemessene Schritte einleiten, sobald anders lautende Informationen auftauchten, die Auswirkungen auf das Nutzen-Risiko-Profil von Gardasil hätten.

Nach Angaben der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister (GEKID) erkranken jährlich 6.500 Frauen neu und sterben jährlich ca. 2.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Wenn die HPV-Impfung vor dem ersten Kontakt mit den Humane Papillomviren erfolge, könnten siebzig Prozent der Erkrankungen verhindert werden. Die benötigten drei Impfdosen mit Gardasil von Sanofi Pasteur MSD kosten knapp 500 Euro. Die HPV-Impfungen für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren müssen in Deutschland seit Sommer 2007 von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Die Ausgaben betrugen bisher rund 80 Millionen Euro. Die HPV-Impfung könne allerdings regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs nicht ersetzen.

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Quellen