Folge des Atommoratoriums: Deutschland importiert Atomstrom

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Veröffentlicht: 16:00, 6. Apr. 2011 (CEST)
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Bonn / Frankfurt am Main (Deutschland), 06.04.2011 – Das von Bundeskanzlerin Angela Merkel angeordnete Atommoratorium wirkt sich inzwischen auf die Energieversorgung aus. Bis zu der Abschaltung der sieben ältesten Atommeiler wurden täglich rund 3.500 Megawattstunden elektrischer Strom exportiert. Nun muss das Land täglich rund 2.500 Megawattstunden importieren. Dies teilte Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit. Der eingeführte Strom kommt aus Frankreich und Tschechien, beides Länder mit hohen Anteilen an Atomstrom. Ein Teil des Stromes kommt aus Polen, einem Land, in dem bevorzugt Braunkohle verstromt wird.

Eine Sprecherin des deutschen Bundesumweltministeriums dementierte diese Darstellung. Sie erklärte, auch vor dem Moratorium sei schon Strom aus Frankreich importiert worden. Sie fügte hinzu: „Wir bleiben Netto-Stromexporteur.“ Die Niederlande und die Schweiz waren vor dem Atommoratorium Hauptimporteure von Strom aus Deutschland. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird aber jetzt weniger Strom in diese Länder exportiert.

Zu dieser Entwicklung ist es gekommen, weil Strom aus deutscher Steinkohle die Händler teurer kommt, als der Ankauf von in tschechischen oder französischen Kernkraftwerken erzeugten Stromes. Sie kaufen somit mehr Strom im Ausland zu als bisher. Ein Versorgungsengpass droht jedoch nicht. Derzeit würden rund 50.000 Megawatt benötigt. Deutsche Kraftwerke können auch ohne die derzeit abgeschalteten neun Meiler rund 86.000 Megawatt Leistung erzeugen.

Der Preis für Stromlieferungen im nächsten Jahr ist jedoch an den Energiebörsen bereits deutlich gestiegen. Diese Entwicklung macht konventionelle Kohlekraftwerke wirtschaftlicher.

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Quellen