Zum Inhalt springen

FAZ kritisiert Ägypten-Berichterstattung von ARD und ZDF

aus Wikinews, einem freien Wiki für Nachrichten
Veröffentlicht: 20:33, 3. Feb. 2011 (CET)
Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen.

Frankfurt am Main (Deutschland), 03.02.2011 – Während andere, vor allem internationale Sender gestern ihr Programm unterbrachen, um in Live-Schaltungen über die Eskalation der Gewalt in Ägypten zu berichten, lief in der ARD die Daily-Soap „Rote Rosen“. Kein Nachrichtenband über die aktuelle Situation in Ägypten, keine Unterbrechung des Programms. Ein FAZ-Redakteur, der dies beobachtete, findet das zum „Haareraufen“. Auch das ARD-Mittagsmagazin bewegt sich im üblichen belanglosen Nachrichtengeplätscher der Moderatorin Hannelore Fischer, beklagt der gleiche Redakteur und fügt hinzu: „So viel Normalität wirkt angesichts der Gleichzeitigkeit des ganz und gar Extraordinären durchaus obszön – und es spricht auch dann für das vollkommen fehlende journalistische, mehr noch: ethische Gespür bei ARD und ZDF, wenn man in Rechnung stellt, dass beide deutschen Hauptprogramme keine Nachrichtenkanäle sind oder sein können.“

Eine ähnliche Situation einen Tag vorher. Die Rede Mubaraks wird weder in der ARD, noch im ZDF live übertragen. Die FAZ nennt dies: „Unfähigkeit der beiden großen öffentlich-rechtlichen Sender, aktuell ein Empfinden für die Hierarchie des eben gerade Geschehenden zu entwickeln. Mitreißendes, Ungeheuerliches passiert in der Welt, die jetzt Ägypten heißt […], und man antwortet darauf mit dem pflichtgemäßen Füllen der normalen Nachrichten-Formate.“

Die ARD wehrte sich heute gegen diese Kritik. An der aktuellen Berichterstattung sei „nichts auszusetzen“. Man sei eben „kein Nachrichtenkanal“, sondern „ein Vollprogramm“. Allerdings räumt Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke, Versäumnisse ein. Diese sieht er vor allem in der Vergangenheit, in der systematischen Ausblendung des Themas „Menschenrechte“, wenn beispielsweise der ägyptische Staatspräsident Mubarak in der Bundesrepublik Deutschland zu Besuch war. Man habe sozusagen eine Schere im Kopf, die zwischen guten und bösen Diktatoren unterscheide.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey rechtfertigte die Nichtausstrahlung der Mubarakrede mit den Worten: „Das ZDF selbst ist kein Sparten-, sondern ein Vollprogramm. Eine Übertragung der elf Minuten langen Mubarak-Rede wäre im übrigen eine Zumutung gewesen.“ Auch er reklamierte die Programmbeschreibung der ARD für sich, man sei eben kein Nachrichtenkanal.

Themenverwandte Artikel

Quellen