Fünf Kinderleichen in Schleswig-Holstein gefunden

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Veröffentlicht: 13:34, 9. Dez. 2007 (CET)
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Fünf Kinderleichen in Schleswig-Holstein gefunden auf der Karte von Deutschland
Fünf Kinderleichen in Schleswig-Holstein gefunden
Lage von Panker

Panker (Deutschland), 09.12.2007 – In einem Einfamilienhaus im Ortsteil Darry der Gemeinde Panker (Kreis Plön) wurden fünf Kinderleichen gefunden. Nach Angaben der Polizei sind diese im Alter zwischen drei und neun Jahren. Als dringend verdächtig gelte die 31-jährige Mutter, die psychisch erkrankt sei und in eine entsprechende Einrichtung eingeliefert wurde.

Der Taxifahrer, der die 31-jährige Frau vom Kieler Hauptbahnhof zur Neustadt gefahren hat, so vermutet es die Polizei, wird gesucht.

Wie der Kieler Oberstaatsanwalt Uwe Wick mitteilte, wird die Mutter der fünf Kinder des fünffachen Mordes, allerdings im Zustand der vollständigen Schuldunfähigkeit, beschuldigt. Als vorläufiges Ergebnis der Obduktion gab Wick „Tod durch Ersticken“ an. Zudem seien die Kinder mit Schlafmitteln betäubt worden.

Die Kinder – alle fünf sind Jungen – sollen zuvor in der Schule durch ihren verwahrlosten Zustand aufgefallen sein. Auch das Jugendamt sei informiert gewesen. Die fünf Kinder stammen von zwei Vätern, beide waren am 8. Dezember 2007 immer noch nicht vernehmungsfähig. Einer der beiden Väter hatte sich im August dieses Jahres an den Sozialen Dienst des Kreises Plön gewandt und von „religiösen Fantasien“ der Mutter berichtet. Bei ihr sei dann eine „Kontaktstörung“ aufgefallen, so Petra Ochel vom Sozialpsychiatrischen Dienst.

Nachbarn zufolge lebt der Vater der beiden älteren Kinder in Kiel. Der Vater der drei jüngeren Kinder komme aus den Vereinigten Staaten. Zwei der fünf Kinder sollen behindert gewesen sein. Offenbar hat der Ehemann der Mutter bis Dienstag, den 4. Dezember 2007 zusammen mit der Mutter und den Kindern in dem Haus in Darry gelebt. Unklar ist jedoch, ob der Mann die Familie dauerhaft verlassen wollte.

Bürgermeister Olaf Arnold sah keine Versäumnisse der Dorfgemeinschaft. Am Freitag sagte er gegenüber dpa: „Wir sind offen, es verschließt sich keiner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Dorfgemeinschaft Versäumnisse gegeben hat.“ Darry sei als Mitglied der Touristikregion Hohwachter Bucht an der Ostsee offen für Neuankömmlinge und Touristen. Seinen Einschätzungen zufolge soll es nicht möglich gewesen sein, die Tötung der fünf Kinder zu verhindern. Dem schloss sich auch der Plöner Landrat Volkram Gebel an, der jedoch auch erschüttert von den Geschehnissen war.

Die Familie war im September in das Haus in Darry eingezogen und hatte von Oktober bis Ende November nach Vermittlung durch den Allgemeinen Sozialen Dienst 15 Stunden pro Woche Hilfe im Haushalt erhalten. Am 4. Dezember hatte sich der Kindergarten des dritten Kindes gemeldet, dass die aktuelle Hilfe wohl nicht ausreiche. Da das dritte Kind Windpocken hatte, soll der Vater aufgefordert worden sein, sich an einen Arzt zu wenden. Am 5. Dezember sollte dann die Betreuerin nach den Kindern schauen, aber sie kam zu spät, um die Tragödie zu verhindern.

Am heutigen Sonntag fand ein Trauergottesdienst in Lütjenburg, einem Nachbarort von Darry, statt, an dem hunderte Menschen teilnahmen. Unter anderem war auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen dabei. Die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter rief in ihrer Predigt zu einem Umdenken der Gesellschaft auf.

Experten haben unterdessen unterstrichen, dass Erwachsenen- und Kinderpsychiater besser zusammenarbeiten müssten. Christa Schaff, die Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, sagte gestern dazu: „Wir sehen uns in der Verantwortung, gefährliche Entwicklungen in Familien, die auf derart tragische Weise enden, nach Möglichkeit im Vorfeld zu erkennen und zu verhindern.“ Auch müsse die Zusammenarbeit mit den Sozialpsychiatrischen Diensten und der Jugendhilfe verbessert werden.

Quellen