Erster südamerikanischer Energiegipfel tagt auf der Isla Margarita

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Artikelstatus: Fertig 09:36, 17. Apr. 2007 (CEST)
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Isla Margarita (Venezuela), 17.04.2007 – Zwölf südamerikanische Regierungschefs diskutieren seit gestern auf einem zweitägigen Gipfel der Südamerikanischen Staatengemeinschaft (CSN) auf der Antilleninsel Margarita über Energiefragen. Oben auf der Tagesordnung steht eine geplante Erdgaspipeline. Die 8.000 Kilometer lange Erdgaspipeline „Gasoducto del Sur“ soll vom Amazonasbecken über die brasilianische Hauptstadt Brasilia bis zum Río de la Plata verlaufen. Daneben werden sich die Regierungsvertreter über die Vor- und Nachteile der Produktion von Biokraftstoffen austauschen. Zum Abschluss des Treffens sollen heute einige Erklärungen unterschrieben werden. Die Südamerikanische Staatengemeinschaft wurde am 9. Dezember 2004 als politische und wirtschaftliche Regionalorganisation gegründet.

CSN-Mitgliedsstaaten

Im Vorfeld der Konferenz wurden die unterschiedlichen Ansichten des Gastgebers des Treffens, des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, und dessen brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva beim Thema Ethanol-Kraftstoffe offenbar. Während das OPEC-Mitglied Venezuela diesen Kraftstoffen ablehnend gegenüber steht, zählt Brasilien zu den Pionieren auf dem Gebiet der Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr, das als Autokraftstoff verwendet werden kann. In seiner wöchentlichen Radioansprache begründete der brasilianische Präsident seine Position folgendermaßen: „Alle südamerikanischen und afrikanischen Staaten können auf einfache Art Pflanzenöle für Biodiesel, Zuckerrohr für Ethanol und zugleich Nahrungsmittel produzieren.“ Lula da Silva reagierte damit auf die Kritik Venezuelas an einem im letzten Monat von den beiden größten Ethanolproduzenten, den USA und Brasilien, unterzeichneten Abkommen, mit dem die Herstellung des Biokraftstoffes in Südamerika gefördert werden soll. Außerdem definiert das Abkommen Qualitätsstandards und ermöglicht es, den Biokraftstoff als ein Gut wie Erdöl zu handeln.

Hugo Chávez vertritt wie Fidel Castro die Ansicht, dass die Bioethanolproduktion durch steigende Nahrungsmittelpreise zu mehr Hunger führen wird. Der venezolanische Staatschef kündigte einen alternativen Vorschlag an, der das brasilianisch-amerikanische Abkommen untergraben werde, das seiner Meinung nach zu einem Ethanol-Kartell führen werde, das landwirtschaftliche Nutzflächen monopolisieren werde. Dennoch wolle sich Chávez nicht mit Lula da Silva über das Thema streiten. Das Problem sei vielmehr, so der venezolanische Präsident laut BBC News, dass das „US-Imperium“ Erdgas durch Ethanol ersetzen wolle, was verrückt sei. So demonstrierten beide Präsidenten heute bei einem öffentlichen Auftritt am Rande des Gipfels bei dem Besuch einer neuen petrochemischen Fabrik Harmonie. Venezuela selbst investiert 900 Millionen US-Dollar in die Ethanolproduktion, um unabhängiger von Exporten zu werden.

Neben den bereits erwähnten Politikern nehmen Néstor Kirchner (Argentinien), der von zahlreichen Unternehmensvertretern aus dem Energiesektor begleitet wird, Evo Morales, Michelle Bachelet (Chile), Alvaro Uribe (Kolumbien), Rafael Correa (Ecuador), Bharrat Jagdeo (Guyana), Nicanor Duarte Frutos (Paraguay), Alan García (Peru) und Ronald Venetiaan aus Suriname teil. Uruguays Präsident Tabaré Vázquez lässt sich durch seinen Stellvertreter Rodolfo Nin Novoa vertreten.

Venezuelas Energieminister Rafael Ramirez gab Details zur geplanten Pipeline zwischen Venezuela und Kolumbien bekannt. Laut BBC News sagte der Minister, dass zehn Millionen US-Dollar investiert werden sollen, um die Lebensqualität entlang der Pipeline zu verbessern. Insgesamt belaufen sich die Kosten des Projektes auf etwa 10 Milliarden US-Dollar. Die Leitung soll täglich rund 150 Millionen Kubikmeter Gas transportieren können.

Die Nachrichtenagentur Associated Press spekuliert, dass Venezuela mit dem Vorschlag für die Schaffung einer multilateralen Organisation der erdgasproduzierenden Staaten und einer regionalen Bank für Südamerika weitere Themen auf dem Gipfel platzieren werde. Außerdem ließ der Pressedienst des brasilianischen Außenministeriums verlauten, dass über die weitere wirtschaftliche und politische Integration des Kontinents beraten werden solle. Den Vorschlag für eine südamerikanische Bank unterstützen bereits manche Staatschefs. Das Motiv für die Gründung einer derartigen Bank ist die Kritik an der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank und am Internationalen Währungsfonds, denen unter anderem Rafael Correa vorwirft, Urheber der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation in einigen lateinamerikanischen Staaten zu sein. Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti zitiert dazu Néstor Kirchner mit folgenden Worten: „Diese Banken haben ihre Zweckbestimmung verloren. Die Kredite, die sie derzeit gewähren, werden für die Tilgung der Altschulden ausgegeben.“ Laut der gleichen Nachrichtenagentur hält es der ecuadorianische Präsident für möglich, dass die Bank sich zum Vorspiel bei der Gründung einer Zentralbank von Südamerika und der Einführung einer einheitlichen Regionalwährung entwickeln kann. Erste konkrete Pläne für die Oppegasur, eine Organisation der erdgasproduzierenden Staaten aus Südamerika analog zur OPEC, hatten Brasilien, Venezuela, Bolivien und Argentinien vor fünf Wochen präsentiert. Bolivien möchte einen formalen Vorschlag für die Gründung eines Rates vorlegen, der die Energiepreise regulieren soll.

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Quellen