Ermordet, erschossen oder erlegt – Brunos Tod erhitzt die Gemüter

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Artikelstatus: Fertig 21:10, 29. Jun. 2006 (CEST)
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Saint Petersburg (Vereinigte Staaten) / Brüssel (Belgien), 29.06.2006 – Der Tod des liebevoll „Bruno“ getauften Bären löste in der Medienlandschaft und auch bei der Bevölkerung ein heftiges Echo aus. So ist bei den Polizeirevieren eine Flut von Strafanzeigen gegen die Jäger oder die für den Abschuss verantwortlichen Politiker eingegangen. Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) muss sich Rücktrittsforderungen anhören, sogar Morddrohungen gehen ein. Die EU-Kommission erhielt einen Protest von Italien gegen das Vorgehen, das Land will den Artenschutz zukünftig auf EU-Ebene geregelt sehen.

Exemplarisch für die gesellschaftliche Diskussion sind auch zwei Äußerungen von Benutzern der Online-Enzyklopädie Wikipedia, die seit dem Schuss im Morgengrauen aufgeregt auf der Diskussionsseite von JJ1 diskutieren. Dort erhob der „Benutzer Brrr“ einen Einwand, weil auf der Artikelseite vom Erlegen des Bäres die Rede war. So schrieb er: „Von Erlegen ist die Rede bei waidmännisch fachgerechten und gesetzeskonformen Töten jagbaren Wildes. Da dies hier aber vermutlich nicht der Fall ist, müssen wir das neutrale, nicht wertende Wort Erschießen wählen“. Ein anonymer Benutzer titelte anschließend in der Diskussionsüberschrift: „Abschuss bzw. Mord von JJ1“ und stellte eine Verschwörungstheorie auf, indem er schrieb: „Man fragt sich hier, was hat man dem Schützen bezahlt? Was hat man ihm geboten? Es hat doch geheißen, dass sich dieser den Bären behalten darf? Ich wünsche ihm jedenfalls viel viele schlaflose Nächte, ein schlechtes Gewissen.“ Weiter ist ein Streit darüber ausgebrochen, ob generell bei einem Tier bei der Angabe des Todestages in einem Lexikon-Eintrag das christliche Symbol eines Kreuzes verwendet werden darf.

Die meistgelesene Zeitung Deutschlands, die BILD-Zeitung schreibt: „Der Urwald lebt! Bruno war der lebende Teddybär in einer Welt der Handys, Flat-TVs und des Polit-Frusts. Bruno war unser fremder Freund. Bruno war live, authentisch, anarchistisch. Drei Länder jagten ihn. Wir betreten den Mond, aber ein Bär narrt Stoibärs Jäger – er bleibt frei bis zum Tod. Das ist tröstlich, aber auch ernüchternd.“

Der Neubrandenburger Nordkurier macht sich Gedanken um die Jäger. Dort heißt es: „Die Jäger, die über Jahrzehnte mühsam mit ungeheurem PR-Aufwand ihr Negativ-Image verbessert haben, fallen nach dieser von vielen Menschen als hysterisch und unangemessen empfundenen Aktion in alte Zeiten zurück. Von wegen Naturschützer, wird es heißen. Sie sind fortan wieder in der Defensive“.

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