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Erfurt: Archäologen entdecken mittelalterliche Mikwe

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Artikelstatus: Fertig 15:18, 12. Apr. 2007 (CEST)
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Gera-Ufer bei der Krämerbrücke

Erfurt (Deutschland), 12.04.2007 – Bei Bauarbeiten in der Nähe der Erfurter Krämerbrücke am Ufer der Gera haben Archäologen eine sensationelle Entdeckung gemacht. Sie fanden die außerordentlich gut erhaltenen Überreste eines mittelalterlichen jüdischen Bades, einer so genannten Mikwe. Alte Dokumente belegen, dass es in Erfurt spätestens ab 1250 eine Mikwe gab. Dieses Bad diente rituellen Reinigungen. So mussten sich unter anderem die Frauen dort nach ihrer Menstruation oder nach einer Geburt reinigen, bevor sie wieder in die Synagoge gehen durften.

Modell der Mikwe in Speyer

In Deutschland gibt es nur an wenigen anderen Orten Überreste traditioneller jüdischer Bäder, die früher neben Synagoge und Friedhof in jeder jüdischen Gemeinde vorhanden sein mussten. Bekannt sind lediglich die mittelalterlichen Badehäuser in Köln, Speyer, Worms und im thüringischen Sondershausen.

Bei der in Erfurt gefundenen Mikwe handelt es sich um einen zweitstöckigen Kellerbau aus sorgsam behauenen Natursteinen mit einem Tonnengewölbe. Er gehörte zu einem Haus am Ufer des Flusses Gera, dessen Wasser das Bad speiste. Wie groß der Raum war, wo der Eingang lag und ob die Mikwe auch nach dem Pogrom von 1349 durch die später neu angesiedelten Juden weiter genutzt wurde, ist bisher nicht bekannt. „Wir sind am Anfang“, sagt Archäologin Karin Sczech. Der vermutete Zugang könnte unter der Mauerkante liegen, die erst noch abgetragen werden soll.

In Erfurt gab es im Mittelalter eine der größten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Einzigartig in Deutschland ist die aus der Zeit um 1100 bis zum Dach erhaltene Synagoge, die zurzeit renoviert wird. Synagoge, Mikwe und Friedhof - etliche Bruchstücke und Grabsteine seien davon erhalten - machten nun die wesentlichen Bestandteile jüdischen Lebens im Mittelalter komplett, freut sich Sven Ostritz, Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie: „Mit der ältesten bis zum Dach erhaltenen Synagoge und der Mikwe kann nun ein einmaliges Ensemble jüdischer Baukultur belegt werden, das zudem von herausragender Qualität ist.“

Quellen