Dubais Herrscherhaus: Prinzessin Haya flieht ins Vereinigte Königreich

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Veröffentlicht: 18:16, 7. Jul. 2019 (CEST)
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Prinzessin Haya (2016)

London (Vereinigtes Königreich), 07.07.2019 – Prinzessin Haya bint al-Hussein, die sechste Ehefrau und Zweitfrau des Emirs von Dubai, Muhammad bin Raschid al-Maktum, ist offenbar ins Vereinigte Königreich geflohen und hält sich vermutlich in London in einem Haus unweit des Kensington Palace auf. Der 69-jährige Emir postete unlängst auf Instagram ein Gedicht, in dem er eine nicht benannte Frau des „Verrates und Betruges“ beschuldigte. Das Paar heiratete 2004 in der jordanischen Hauptstadt Amman. Die 45-jährige Prinzessin Haya ist eine Halbschwester von Jordaniens König Abdullah II. Sie ist eine frühere Olympiateilnehmerin im Springreiten und war Präsidentin der Internationalen Reiterlichen Vereinigung. Sie ging auf die Bryanston School in Dorset und studierte dann an der Oxford University Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft.

Über die Flucht der Prinzessin gibt es kaum gesicherte Informationen. Angaben darüber, dass ein deutscher Diplomat Prinzessin Hayas Flucht organisiert hätte und dass die Prinzessin Asyl in Deutschland beantragt habe, wurden vom Auswärtigen Amt in Berlin dementiert. „Uns liegen zu diesem in der Presse berichteten Sachverhalt keine Informationen vor“, sagte Außenamtssprecherin Maria Adebahr am 1. Juli vor der Presse. Prinzessin Haya besitzt ein Schengen-Visum, hat die Süddeutsche Zeitung erfahren.

Der Fall bedeutet aber auch für die britische Regierung und Jordaniens König diplomatisches Kopfzerbrechen. Die Briten arbeiten eng politisch und militärisch mit den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen. Jordanien hängt am finanziellen Tropf Dubais, und eine viertel Million Jordanier arbeitet in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Beide Staaten können sich demnach keinen Bruch in den Beziehungen mit den Emiraten erlauben.

Eine derartige Flucht ist im Hause ak-Maktum nichts neues. Schon zwei der Töchter des Emirs haben versucht, sich abzusetzen. So floh im Jahr 2000 die damals 18-jährige Schamsa bint Muhammad al-Maktum aus einer Villa des Emirs in Longcross in der englischen Grafschaft Surrey. Nach einigen Wochen hätten Angestellte des Emirs Schamsa gekidnappt und nach Dubai zurückgebracht. Man habe sie dann mit Arzneimitteln ruhiggestellt und jahrelang gefangen gehalten. Das zumindest sagte eine andere Tochter des Emirs, Latifa bint Muhammad al-Maktum, in einem 38 Minuten langen Video. In dem Video berichtet Latifa davon, dass sie im Alter von 16 Jahren das erste Mal zu flüchten versucht habe, danach geschlagen, eingesperrt und unter Drogen gesetzt worden zu sein.

Latifa flüchte mit Hilfe ihrer finnischen Fitnesstrainerin und des ehemaligen französischen Geheimdienstangehörigen zunächst in den Oman und dann mit einer Yacht über das Arabische Meer in Richtung Indien. Die Yacht wurde vor der indischen Küste von einem bewaffneten Team der indischen Küstenwache abgefangen, das die 34-jährige gewaltsam von der Yacht holte.

Es heißt von Quellen, die ihr nahestehen, dass Prinzessin Haya nach und nach Details über die gewaltsame Rückführung Laatifas nach Dubai erfahren habe und sich deswegen in der Familie ihres Mannes nicht mehr sicher fühle.

Über den Verbleib von Scheicha Latifa gab es monatelang keine Informationen, bis im Dezember 2018 Fotos auftauchten, die sie gemeinsam mit der ehemaligen irischen Präsidentin und früheren UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson zeigten. Die junge Frau macht auf den Bildern einen teilnamslosen Eindruck. Der Menschenrechtsanwalt David Haigh kritisiert Robinson gegenüber der Deutschen Welle für diesen Auftritt. Die vermutliche Flucht Prinzessin Hayas ermögliche es, dass Robinson ihren Fehler wiedergutmache. Sie müsse öffentlich zugeben, dass sie bei ihrer Reise im vergangenen Dezember getäuscht worden sei.


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