Deutscher Kapitän in den Vereinigten Staaten wieder auf freiem Fuß
Artikelstatus: Fertig 16:28, 9. Feb 2007 (CET) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Mobile (Alabama) (Vereinigte Staaten), 09.02.2007 – Mit einem blauen Auge ist Kapitän Wolfgang Schröder davon gekommen. Der nach einem Unfall im Hafen von Mobile im US-Bundesstaat Alabama wegen fahrlässiger Tötung verurteilte Hamburger ist endlich wieder auf freiem Fuß. Er wurde im April 2006 verhaftet und angeklagt, nachdem das Containerschiff „Zim Mexico III“ unter seinem Kommando die Kaimauer gerammt hatte, wodurch ein Hafenarbeiter von einem umstürzenden Kran erschlagen worden war. Zu dem Unfall war es gekommen, weil beim Ablegen des 160 Meter langen Schiffes das Bugstrahlruder ausgefallen war und Strömung und Wind es wieder an das Dock zurück gedrückt hatten.
Im Dezember 2006 wurde Kapitän Schröder von einem Geschworenengericht der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden, weil ein Gesetzestext aus dem 19. Jahrhundert besagt, dass in so einem Seerechtsfall einfache, nicht grobe Fahrlässigkeit ausreicht, um verurteilt zu werden. Zu diesem Urteil, das der Präsident der US-Schifffahrtsbehörde öffentlich als „ungerecht und dumm“ bezeichnete, ist jetzt das Strafmaß verkündet worden. Obwohl die Familie des Getöteten die Höchststrafe von zehn Jahren verlangt hatte, ging die Richterin auf die Forderungen der Verteidigung ein und verurteilte den Deutschen zu lediglich drei Jahren Haft auf Bewährung. Zusätzlich muss er der Familie des Opfers 46.000 Euro Entschädigung zahlen und das Land binnen 72 Stunden verlassen. Schröder will das Urteil so annehmen und auf eine Berufung zur Durchsetzung eines Freispruchs verzichten.
Abgesehen von dem fragwürdigen Urteil der Geschworenen werfen auch die Bedingungen, denen Kapitän Schröder im Hochsicherheitsgefängnis von Bay Minette unterworfen war, ein schlechtes Licht auf die US-amerikanische Justiz. „Das Licht brennt 24 Stunden am Tag. Es gibt keine Möbel, keine Stühle, keinen Tisch, ein Gemeinschaftsklo für alle in der Zelle, Besuche zweimal die Woche maximal 30 Minuten. Schröder sitzt dann in Hand- und Fußfesseln hinter Panzerglas“, zitiert tagesschau.de den Schweden Jonas Lyborg, der im Hafen von Mobile arbeitet und den Deutschen während seiner Haft regelmäßig besucht hat. Auch Schröders US-amerikanischem Anwalt sei das Ganze peinlich, und er bitte öffentlich um Entschuldigung für ein System von veralteten Gesetzen, in dem Häftlinge unmenschlich behandelt würden.
Wolfgang Schröder, der natürlich überglücklich ist, will jetzt nur wieder nach Hause zu seiner Frau, die er 14 Monate nicht gesehen hat. Für das US-amerikanische Justizsystem wünscht er sich, dass das Gesetz, nach dem er verurteilt wurde, vom Kongress aufgehoben wird.