Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd im Iran hingerichtet
Veröffentlicht: 17:34, 29. Okt. 2024 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd im Iran hingerichtet
International kritisiertes Todesurteil vollstreckt
Teheran (Iran), 29.10.2024 – Im Iran ist am Montag der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Jamshid Sharmahd hingerichtet worden. Nach Angaben des iranischen Justizportals Misan wurde er am Morgen hingerichtet. Er war Anfang 2023 von einem iranischen Revolutionsgericht wegen „Terrorismus“ zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde von der deutschen Bundesregierung und anderen Staaten stark kritisiert.
Der 1955 im Iran geborene Elektroingenieur war Mitglied der Exil-Oppositionsgruppe „Tondar“ (Donner), der von der iranischen Justiz ein Terroranschlag 2008 in einer Moschee in der Stadt Schiras mit 14 Toten vorgeworfen wird. Objektive Beweise für seine Beteiligung an der Tat gibt es nicht. Tatsächlich hatte das Regime damals selbst verkündet, dass es sich bei der Explosion nicht um einen Terrorangriff, sondern um einen Unfall handle. Sharmahd war 2020 bei einer Reise in Dubai vom iranischen Geheimdienst verhaftet und verschleppt worden. Der Prozess vor einem Revolutionsgericht wurde vor allem von der Familie des Angeklagten stark kritisiert, die den Prozess einen Schauprozess nannte und von einem unter Folter erzwungenen Geständnis sprach. Die deutsche Regierung setzte sich nach eigenen Angaben für die Freilassung des Verurteilten ein. Nach Bekanntgabe des Todesurteils waren zwei iranische Botschaftsangehörige ausgewiesen worden. Sharmahds Tochter Gazelle, die in den Vereinigten Staaten lebt, hatte die Bundesregierung mehrfach scharf kritisiert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte die Hinrichtung einen „Skandal“. Bundesaußenministerin Analena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) verkündete in einer Erklärung des Auswärtigen Amts, dass sie die „Ermordung von Jamshid Sharmahd durch das iranische Regime“ auf „das schärfste“ verurteile, ihr Mitgefühl gelte der Familie des Hingerichteten, mit der sie „immer im Austausch“ war. Sie betonte, dass dem Regime in Teheran immer wieder klar gemacht wurde, dass eine Hinrichtung „schwerwiegende Folgen“ haben werde. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU), der eine politische Patenschaft für Sharmahd übernommen hatte, nannte die Vollstreckung des Todesurteils ein „schreckliches Verbrechen“, forderte eine „klare Antwort“ der Bundesregierung; unter anderem forderte er die Ausweisung des iranischen Botschafters und die „Herabstufung der diplomatischen Beziehungen auf die Geschäftsträgerebene“.
Heute, einen Tag nach der Vollstreckung des Urteils, wurde der Leiter der iranischen Botschaft vom Auswärtigen Amt einbestellt. Ein weiteres Verschlechtern der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Iran wird erwartet.
Links
[Bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten]- Der Spiegel: „Regime in Teheran lässt Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd hinrichten“ (28.10.2024)
- Süddeutsche Zeitung: „Deutsch-Iraner Sharmahd hingerichtet“ (28.10.2024)
- Focus Online: „Iran richtet Deutschen hin - Familie erhob schwere Vorwürfe gegen Bundesregierung“ (28.10.2024)
- Rheinische Post: „Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd hingerichtet“ (28.10.2024)
- tagesschau.de: „Auswärtiges Amt bestellt Irans Botschaftsleiter ein“ (29.10.2024)