Chefredakteur der Schweizer Sonntagszeitung schreckt deutsche Medien auf
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Zürich (Schweiz), 27.05.2015 – Arthur Rutishauser, seines Zeichens Chefredakteur der Schweizer Sonntagszeitung, hat die deutsche Medienlandschaft aufschrecken lassen. Reflexartig brachten viele Print- und Nachrichtenmedien seinen Bericht von einem „Steuersünder-Pranger“, ohne die einzelnen Behauptungen zu prüfen. So heißt es, die Schweizer Steuerverwaltung habe „jetzt“ damit „begonnen“, die Namen möglicher Steuerbetrüger im Internet zu veröffentlichen. Tatsächlich werden jedoch nicht die Namen von „Steuersündern“ veröffentlicht, sondern seit etwa fünf Jahren Aufrufe im Amtsblatt bekannt gegeben, um die gegenwärtige Anschrift von Personen zu ermitteln, denen „die Geltendmachung des rechtlichen Gehörs“ ermöglicht werden soll. Die Namen selbst werden meist abgekürzt, wie eine aktuelle Bekanntmachung zeigt. Nur im fortgeschrittenen Verfahren werden Namen, Geburtsdatum und die zuletzt bekannte vollständige Anschrift bekannt gegeben. In vielen Ländern ist diese Art der Bekanntmachung üblich, wenn zum Beispiel ein Gerichtsbeschluss nicht zugestellt werden kann - so auch in Deutschland im elektronischen Bundesanzeiger.
Mats Schönauer schreibt dazu in seinem kritischen Blog: „So tingelt die Geschichte seit Tagen ungeprüft durch nahezu alle deutsche Medien. Dabei hätten die Journalisten durch einen kurzen Anruf bei der Steuerverwaltung oder einen Blick ins Bundesblatt-Archiv ganz einfach selbst herausfinden können, dass die Neuigkeit eigentlich gar keine ist.“
Ins Visier der Sensationsberichterstattung der deutschen Tagesschau, die beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg produziert wird, geriet auf diese Weise Francisco José Ortiz von Bismarck-Schönhausen, ein 1980 geborener Investmentbanker und jüngster bekannter Spross des deutschen Adelsgeschlechts.
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[Bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten]- www.admin.ch: „Mitteilung der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) – Amtshilfe“ (27.05.2015)
- www.bildblog.de: „Fünf Jahre alter Steuersünder-Pranger in der Schweiz entdeckt“ (26.5.2015)
- www.tagesschau.de: „Steuersünder am Internet-Pranger“ (25.05.2015)
- www.sonntagszeitung.ch: „Schweiz stellt Steuersünder an den Pranger“ (24.05.2015)