Berlin: Zehntausende demonstrierten gegen Verlängerung von AKW-Laufzeiten in Deutschland

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Veröffentlicht: 17:12, 19. Sep. 2010 (CEST)
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Berlin (Deutschland), 19.09.2010 – Mit einer machtvollen Großdemonstration protestierten am gestrigen Samstag zehntausende Menschen gegen das neue Energiekonzept der deutschen Bundesregierung, das unter anderem eine Laufzeitverlängerung für ältere Atommeiler in Deutschland vorsieht.

Zwischen 40.000 und 50.000 Menschen nach Schätzungen von Beobachtern und bis zu 100.000 Demonstranten nach Angaben des Veranstalters kreisten am Samstag das Regierungsviertel einschließlich Reichstag und Bundeskanzleramt mit einer Menschenkette ein. Anschließend ließen sich die Menschen zu einer Sitzblockade nieder und verliehen ihrem Unmut über die Energiepolitik der Bundesregierung mit Hilfe von Trillerpfeifen lautstark Ausdruck.

Die Wut der Demonstranten richtete sich insbesondere gegen den Regierungsbeschluss, die Laufzeiten der bundesdeutschen Atomkraftwerke um durchschnittlich zwölf Jahre zu verlängern. In einer Presseerklärung ließen die Veranstalter erklären: „Der heutige unerwartet breite Protest zehntausender Menschen zeigt: Die Bevölkerung duldet keine Klientelpolitik für Atomkonzerne auf Kosten ihrer Sicherheit.“ In dem Aufruf des Aktionsbündnisses zu der „Umzingelung“ des Regierungsviertels hieß es: „Wir widersetzen uns dieser unverantwortlichen Atompolitik! [...] Dass die Atommüllberge weiter in die Höhe wachsen, für deren Lagerung es weltweit keine Lösung gibt. Dass der Weiterbetrieb der Atomreaktoren den Weg in eine klimaverträgliche Zukunft mit erneuerbaren Energien verbaut.“

Am Rande der Demonstration nahmen führende Oppositionspolitiker, die sich an der Demonstration beteiligt hatten, zur Energiepolitik der Bundesregierung Stellung. Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender, sagte: „Frau Merkel hat unterschätzt, dass jetzt wieder ein gesellschaftlicher Großkonflikt ausbricht, den wir bereits befriedet hatten.“ Die Parteivorsitzende der Grünen, Claudia Roth, kritisierte das Vorgehen der Regierung als „Anschlag auf die Demokratie“. Die Verhandlungen mit der Atomlobby seien in Hinterzimmern am Parlament vorbei geführt worden. Sprecher der Regierungsparteien Union und FDP verteidigten dagegen das Energiekonzept der Regierung, die Demonstranten repräsentierten nicht die Mehrheit der Bevölkerung.

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Quellen