Wirtschaftsweiser: Wochen- statt Tagesarbeiterzeiten

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Veröffentlicht: 05:27, 14. Nov. 2017 (CET)
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Berlin (Deutschland), 14.11.2017 – Das Arbeitszeitgesetz begrenzt die werktägliche Arbeitszeit auf acht Stunden, die nur in Ausnahmefällen überschritten werden dürfen. Sie kann in Einzelfällen auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Dabei gilt die Regelung, dass die wöchentliche Arbeitszeit von 48 Stunden im Durchschnitt von sechs Kalenderwochen oder innerhalb von 24 Wochen eingehalten werden soll. Außerdem ist eine tägliche Ruhezeit von mindestens elf Stunden vorgeschrieben.

Der Vorsitzende der „WirtschaftsweisenChristoph Schmidt hat nun in der Welt am Sonntag vorgeschlagen, die Arbeitszeiten nicht mehr pro Tag, sondern nur noch pro Woche zu regeln. Die bisherigen gesetzlichen Vorgaben seien zu starr und würden in einer zunehmend digitalisierten Bürowelt für Rechtsunsicherheiten bei den Unternehmen sorgen, wenn beispielsweise ein Mitarbeiter nach Feierabend noch an einer Telefonkonferenz teilnehme oder vor Arbeitsbeginn seine E-Mails lese. Bisher hat sich das Gremium der „Wirtschaftsweisen“ vor allem mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung befasst. So wurde für das kommende Jahr 2018 ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 2,2 Prozent vorhergesagt. Dies beruht allerdings hauptsächlich auf dem Export.

Moderne Zeiterfassungssysteme ermöglichen flexible Arbeitszeiten

Das Thema Flexibilisierung der Arbeitszeiten war diesmal ein Thema in dem am 8. November 2017 vorgelegten Jahresgutachten der „Wirtschaftsweisen“. Eine Ausweitung der Arbeitszeiten, so Schmidt, solle dies nicht bedeuten. Es gehe lediglich darum, die Arbeitszeiten flexibler über die Woche zu verteilen. Arbeitgeberverbände fordern bereits seit längerem, die tägliche Arbeitszeit von acht Stunden zugunsten der bereits gesetzlich bestehenden Wochenarbeitszeit von 48 Stunden aufzugeben. Gewerkschaften sind im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht mehr gegen eine Flexibilisierung, sie befürchten aber, dass bei Umsetzung dieses Vorschlages die Wochenarbeitszeit erhöht werden wird. Die Wochenarbeitszeiten sind auch Gegenstand der Sondierungsgespräche zur Bildung einer neuen Bundesregierung in Berlin. Union und FDP zeigten sich laut Medien offen für den Vorschlag, während die Grünen diesen ablehnen. Es gibt aber auch handfeste wirtschaftliche Gründe. Im Rahmen einiger Tarifverträge gilt die über acht Stunden hinausgehende Zeit als Überstunden, die mit einem Zuschlag zu vergüten sind. Diese Zuschläge könnten aufgrund geänderter gesetzlicher Grundlagen dann wegfallen. In der Metallbranche gilt seit 1984 die 35-Stunden-Woche. Die Forderungen der Gewerkschaften richten sich eher auf eine weitere Verkürzung der Wochenarbeitszeit - so forderte die IG Metall bereits als Option die 28-Stunden-Woche.

Quellen[Bearbeiten]