Wikimedia Deutschland gibt Stellungnahme bezüglich des aktuellen Rechtsstreites ab
Artikelstatus: Fertig 15:28, 25. Jan. 2006 (CET) Bitte keine weiteren inhaltlichen Veränderungen vornehmen, sondern einen Folgeartikel schreiben. |
Berlin (Deutschland), 22.01.2006 – Der Vorstand des Vereins „Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V.“ hat am vergangenen Samstag auf dem offiziellen Mailverteiler des deutschsprachigen Wikimediaprojektes „Wikipedia“ eine Stellungnahme zum aktuellen Rechtsstreit mit den Eltern des verstorbenen Berliner Computerhackers Tron abgegeben. Dabei wurde noch einmal die Ausgangssituation und der Verlauf des Streites beleuchtet.
Bei dem Rechtsstreit geht es um den Wikipedia-Artikel über den Hacker. Hier wird unter seinem verwandten Pseudonym „Tron“ auch der bürgerliche Name genannt. Der Berliner soll 1998 sich selbst umgebracht haben, jedoch wird diese Version der Todesumstände von einigen kritisch betrachtet.
Ein Bekannter der Eltern des Berliners hatte anfangs selbst versucht, den Namen durch eigenes Bearbeiten des Artikels zu entfernen. Da dies immer wieder rückgängig gemacht wurde, endeten die Bearbeitungen in einem so genannten Edit-War. Als Nächstes schalteten die Eltern einen Anwalt ein. Dieser stellte der Wikimedia Deutschland ein Schreiben zu, das eine Korrektur oder Löschung des Artikels forderte. Dies konnte und wollte die Wikimedia Deutschland nicht. Man kontaktierte den Anwalt und sandte das Schreiben an den wahren Träger der Wikipedia, an die amerikanische Wikimedia Foundation. Daraufhin erwirkte der Anwalt am 14.12.2005 eine Einstweilige Verfügung gegen die Wikimedia Foundation mit obigen Forderungen. Begründet wird dies mit der Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Da die Verfügung über diplomatische Wege zugestellt werden muss, ist es unklar, ob und wann sie an den Verein überbracht wird und Gültigkeit gewinnt.
Am 17.01.2006 wurde eine weitere Verfügung erwirkt, die nun Wikimedia Deutschland verbot, eine Weiterleitung von ihrer Domain wikipedia.de auf die deutsche Wikipedia einzurichten. Diese Verfügung wurde umgesetzt, und es wurden zugleich Rechtsmittel dagegen eingelegt. Der Anwalt der Wikimedia Deutschland konnte gegen eine Sicherheitsleistung von 500 Euro die Wirksamkeit der Verfügung aussetzen. Nun ist ein Gerichtsverfahren für die fünfte Kalenderwoche angesetzt, um den Sachverhalt weiter zu klären. Gleichzeitig bemüht sich die Wikimedia Deutschland um eine außergerichtliche Einigung.
Die Wikimedia Deutschland betonte in ihrer Stellungnahme, dass sie nicht die deutsche Wikipedia unterhält. Dies tut die US-amerikanische Wikimedia Foundation. Dieser Irrtum unterlief nicht nur dem Anwalt der Eltern, sondern ist allgemein recht häufig.
Bereits am Donnerstag hat die Zenodot Verlagsgesellschaft mbH mit einem offenen Brief an den Anwalt der Eltern die Flucht nach vorne ergriffen. Der Verlag vertreibt über den deutschen Buchhandel eine DVD-Version der Wikipedia, in der auch der bürgerliche Name Trons genannt wird. Nun sieht der Geschäftsführer die Gefahr einer Einstweiligen Verfügung gegen seinen Verlag, ähnlich wie es in letzter Zeit schon mit der Wikimedia Foundation und Wikimedia Deutschland geschehen ist. Der Geschäftsführer hat in dem Brief mehrere Drohungen niedergeschrieben, wahrscheinlich in der Hoffnung, damit einer Verfügung entgegenwirken zu können.
In diesem Artikel wird die Wikimedia Foundation oder eines ihrer Projekte erwähnt.
Auch Wikinews ist ein Projekt der Wikimedia Foundation.
Themenverwandte Artikel
- Amtsgericht Charlottenburg erlässt einstweilige Verfügung gegen die Wikimedia Foundation (19.01.2006)
- Wikipedia.de außer Betrieb (19.01.2006)
- Wikipedia darf ab sofort wieder wikipedia.de nutzen (20.01.2006)
Quellen
- mail.wikipedia.org: „Informationen zur einstweiligen Verfügung gegen Wikimedia Deutschland“ (E-Mail in der deutschsprachigen Wikipedia-Mailingliste) (21.01.2006)
- zenodot.de: „Offener Brief“ (19.01.2006)