Würzburger Forscherinnen entdecken Kater-Gen

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Das „Haustier der Genetiker“: Die Fruchtfliege drosophila melanogaster.

Würzburg (Deutschland), 24.09.2005 – Am 8. August 2005 berichten die Würzburger Forscherinnen Henrike Scholz, Mirjam Franz und ihre US-amerikanische Kollegin Ulrike Heberlein aus San Francisco im Magazin „Nature“ von der Entdeckung des „Kater-Gens“ (engl. hangover-Gen). Das „Kater-Gen“ ist die genetische Veranlagung der Fruchtfliege drosophila melanogaster bei mehrmaligem Alkohol-Einfluss eine Toleranz auszubilden. Ein ähnliches Resistenz-Gen könnte sich dank der Ähnlichkeit zwischen Fliegen-Gen und menschlichem Gen auch beim Menschen finden. In Zukunft könnte dank dieser Entdeckung eine Behandlungsmethode für Alkoholabhängigkeit gefunden werden.

Die Forscher tauften das Gen nach dem schrecklichen Kopfschmerz, der einen nach einer durchzechten Nacht heimsuchen kann. Geholfen hat ihnen dabei das „Haustier der Genetiker“, die Fruchtfliege drosophila melanogaster. Die kleinen Tierchen wurden dazu in eine Glasröhre mit mehreren kleinen Plattformen gesetzt. Da die Fliegen gerne den Überblick behalten, befanden sie sich zu Beginn des Experimentes auf der obersten Plattform. Der nun eingeleitete Alkoholdampf versetzte sie in einen Rauschzustand, in dem sie langsam ihre Koordinationsfähigkeit einbüßten und folglich irgendwann auf den Grund der transparenten Säule trudelten. Nach der Ausnüchterung der Fruchtfliegen wurde das Experiment wiederholt.

„Schon beim zweiten Mal entwickeln die Fliegen eine Toleranz gegen die Alkoholdämpfe“, erklärt Scholz. Dafür ist die natürliche Neigung der Fruchtfliege zu überreifen Früchten verantwortlich. Vom alkoholischen Duft der Früchte angelockt, legt sie hier gerne ihre Eier ab. Deshalb ist sie den Kontakt zu Alkohol gewöhnt. Die Forscherinnen entfernten anschließend bei den kleinen Insekten das „Kater-Gen“ und setzten sie wiederum dem Nervengift Alkohol aus. Das Ergebnis: Die Gen-kastrierten Fruchtfliegen reagierten deutlich empfindlicher auf Hitze, Gift und Alkoholeinfluss als ihre genetisch unversehrten Artgenossen – das Kater-Gen war gefunden. Generell scheint das Gen wichtig zu sein, wenn der Organismus mit Stress zu kämpfen hat. „In 20 Jahren Forschung könnten wir so ein Medikament finden, das wirksam im Kampf gegen Alkoholsucht eingesetzt werden kann“, so Biologin Scholz.

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