Société-Générale-Chef Daniel Bouton steht im Geldwäscheprozess vor Gericht
Veröffentlicht: 16:53, 9. Feb. 2008 (CET) Bitte keine inhaltlichen Veränderungen vornehmen. |
Paris (Frankreich), 09.02.2008 – Nach dem Skandal um Spekulationsverluste von fast fünf Milliarden Euro drohen der Großbank Société Générale schon wieder neue Negativschlagzeilen: Die Société Générale und ihr Chef Daniel Bouton müssen sich seit Montag, den 4. Februar 2008, in einem groß angelegten Strafverfahren wegen des Verdachtes der Geldwäsche verantworten.
Hintergrund des großen Strafverfahrens ist ein groß angelegtes Geldwäsche-System, das erstmals Ende der 90-er Jahre aufgeflogen war. Ein Betrügerring aus dem Sentier, dem traditionellen Pariser Viertel der Bekleidungsindustrie, hatte dabei fiktive Geldtransaktionen zwischen Firmen aus dem Sentier und anderen Scheinfirmen genutzt. Dabei wurden gestohlene Schecks aus Frankreich in Wechselstuben in Israel in bar ausgezahlt. Die israelischen Banken reichten die Schecks bei ihren französischen Partnerbanken zum Begleichen ein. Die Barauszahlungen in Israel wurden dann wieder auf französische Konten eingezahlt. Im I.Sentier Prozess wurden vor einigen Jahren bereits ca. 90 Beteiligte verurteilt.
Doch auch nach diesem I.Sentier Prozess haben einige französische Großbanken in den Jahren 1996 bis 2001 solche Scheckauszahlungen geduldet. Die Geldwäsche diente dazu, Gelder aus Veruntreuungen, Steuerunterschlagungen und Diebstählen rein zu waschen. Die vier beteiligten Großbanken, neben der Société Générale auch die Barclays France, die Société Marseillaise de Crédit sowie die Banque Nationale du Pakistan, hätten von dem Geldwäsche-System gewusst, aber weder die Justiz informiert noch andere Maßnahmen dagegen getroffen. Die israelischen Banken reichten die Schecks bei ihren französischen Partnern ein. Bei der Société Générale sollen so 32 Mio. Euro, bei Barclays France 24 Mio. Euro und bei den beiden anderen Instituten 2,6 Mio Euro gewaschen worden sein.
Das neue Sentier II Gerichtsverfahren ist mit 141 Angeklagten und 170 Anwälten das größte Strafverfahren wegen Geldwäsche, das jemals an einem Pariser Gericht durchgeführt wurde. Société-Générale-Chef Daniel Bouton, der Ende Mai 2008 im Strafverfahren aussagen soll, will nichts von dem Geldwäsche-System gewusst haben. Neben Bouton sind drei weitere Spitzenmanager der Société-Générale angeklagt.
Außerdem wurde bekannt, dass die amerikanische Justiz und Börsenaufsicht nunmehr auch gegen Robert Day, ein amerikanisches Verwaltungsratsmitglied der Société-Générale, wegen des Verdachtes auf Insiderhandel ermitteln: Er soll kurz vor Bekanntwerden des Spekulationsskandals Ende Januar 2008 noch Société-Générale-Aktien im Werte von 126 Mio. Euro verkauft haben.
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Quellen
- Welt: „Mammut-Strafprozess gegen Manager der Société Générale“ (06.02.2008)
- Die Zeit: „Geldwäsche-Vorwürfe gegen Société Générale“ (06.02.2008)